DSO Deutsche Stiftung Organtransplantation
Zwischenbericht zur Inhousekoordination bestätigt: Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern muss weiter gestärkt werden
Frankfurt am Main (ots)
Diskussion zur Organspende erhält neue Impulse
Die Diskussion zur Organspende in Deutschland erhält derzeit neue Impulse durch einen Zwischenbericht des Deutschen Krankenhausinstituts. Dabei geht es um ein Projekt, das die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) gemeinsam mit dem Bundesgesundheitsministerium und der Deutschen Krankenhausgesellschaft in 2010 gestartet hat, um die Situation der Organspende zu verbessern.
Die Inhousekoordination sieht einen oder mehrere Krankenhausmitarbeiter vor, die dafür sorgen, dass die DSO als Koordinierungsstelle für die Organentnahme über mögliche Organspender informiert wird. Zudem berichten diese Mitarbeiter der Koordinierungsstelle quartalsweise über die Organspendesituation in ihrer Einrichtung. Auf diese Weise soll eine engere Verzahnung zwischen Krankenhäusern und DSO gewährleistet werden.
Folgende Zielsetzungen verfolgt das Projekt der Inhousekoordination:
- Die Faktoren in den Krankenhäusern zu analysieren, die langfristig zu einer nachhaltigen Steigerung der Organspende beitragen.
- Eine grundlegend verbesserte Datenlage zu schaffen und zu prüfen, inwieweit es über die bereits erkannten potenziellen und realisierten Spender ein zusätzliches Spenderpotenzial gibt. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden dazu keine bundesweit vergleichbaren Daten in den Krankenhäusern erhoben. Da die Datenanalyse zunächst nur retrospektiv durchgeführt wurde, ließen sich daraus keine zusätzlichen Organspenden generieren.
- Auf der Grundlage der Analysen sollen krankenhausintern spezifische Verbesserungsmaßnahmen eingeleitet werden, um mittel- bis langfristig Strukturen zu schaffen, die eine konsequente Ausschöpfung der Spenderpotenziale gewährleisten.
Insgesamt haben sich an diesem Pilotprojekt 112 von rund 150 Unikliniken und Krankenhäusern mit neurochirurgischer Intensivstation beteiligt. Als besonders erfreulich wertet der Medizinische DSO-Vorstand, Prof. Dr. Günter Kirste, dass die Zusammenarbeit mit den Projektkrankenhäusern durch den intensiven Austausch gestärkt wurde und im Schnitt bessere Ergebnisse erreicht wurden, als in den Vergleichskrankenhäusern. "Die Inhousekoordination war nicht darauf ausgelegt, kurzfristig die Organspendezahlen zu steigern", erklärt Kirste. Es handele sich vielmehr um eine Analyse, auf die dann entsprechende Strukturanpassungen und Maßnahmen folgen müssten. Bewusst habe man das Pilotprojekt auf die Unikliniken und Krankenhäuser mit neurochirurgischer Intensivstation beschränkt, um die Kosten möglichst gering zu halten und trotzdem eine verwertbare Datengrundlage zu generieren. Als hemmende Faktoren wurden zunehmend Patientenverfügungen und teilweise damit einhergehende Therapielimitierungen festgestellt. "Immer häufiger scheinen Patientenverfügungen eine Organspende auszuschließen, weil der Patient sich nicht explizit dazu geäußert hat und gleichzeitig intensiv-medizinische Maßnahmen ablehnt", erläutert Kirste.
Die Pilotphase des Projektes endete am 31. Dezember 2011. Die DSO wie auch die Bundesärztekammer, die Deutsche Krankenhausgesellschaft und der GKV-Spitzenverband sehen in der Fortführung der Inhousekoordination zur Erhaltung und zum weiteren Ausbau der neu geschaffenen Strukturen einen wichtigen Ansatz, mittelfristig die Situation der Patienten auf der Warteliste nachhaltig zu verbessern. Allerdings müssten Teile des Projekts intensiviert, andere auf den Prüfstand gestellt werden. "Die Startschwierigkeiten sind überwunden, die Strukturen vorbereitet. Wir wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, um endlich systematisch gemeinsam mit den Krankenhäusern auf eine Steigerung der Organspende hinzuarbeiten", betont der Kaufmännische DSO-Vorstand, Dr. Thomas Beck.
Kirste ist nach wie vor überzeugt, dass der Schlüssel zu mehr Organspenden in den Krankenhäusern liegt. Bestätigung findet er in den aktuellen Publikationen und Vorträgen auf dem internationalen Transplantationskongress "Congress of the International Society for Organ Donation and Procurement", der Ende November 2011 in Buenos Aires stattfand. "Weltweit führende Experten aus Spanien, den USA und anderen Ländern haben erneut mit Fakten eindeutig belegt, dass das Potenzial für eine Steigerung der Organspende in einer Verbesserung der Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern liegt", erläutert der Mediziner. Jedes Land sei demnach verpflichtet, eigene Maßnahmen umzusetzen, um eine ausreichende Versorgung an Spenderorganen sicherzustellen. Nur so könne der weltweite Organhandel und Transplantationstourismus unterbunden werden. Kirste verweist erneut auf das Vorzeigemodell Spanien: "Die Einführung der Koordinatoren in den Krankenhäusern ist maßgeblich für den Erfolg der Organspende verantwortlich und keinesfalls, wie immer wieder behauptet wird, die dortige Gesetzgebung der Widerspruchsregelung." In diesem Zusammenhang verweist Kirste auf die "Good Practice"-Richtlinien der nationalen spanischen Organisation für Transplantation (ONT), die weltweit als Referenzmaßstab gelten und in Ländern wie den USA, England und Australien zur Verbesserung der Effizienz des Spenderprozesses in den Krankenhäusern angewendet werden. Im Hinblick auf die im Transplantationsgesetz vorgesehene Novellierung der Paragraphen 9 bis 11 und der Einführung von Transplantationsbeauftragten müsse deshalb konsequent über eine Finanzierung dieser zusätzlichen Tätigkeiten nachgedacht werden, zieht Kirste sein Fazit.
Allein in Deutschland warten rund 12.000 Patienten auf eine lebensrettende Transplantation. Die Situation der Patienten auf der Warteliste ist nach wie vor dramatisch. Alle acht Stunden stirbt statistisch gesehen ein Mensch, dem durch eine Transplantation hätte geholfen werden können. Seit Jahren herrscht ein eklatanter Mangel an Spenderorganen. Zwar ging es im vergangenen Jahr nach einem Einbruch der Organspendezahlen in 2008 und dem Stillstand 2009 wieder aufwärts, doch die Organspendezahlen in 2011 sind im Vergleich zum Vorjahr erneut rückläufig.
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