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UNICEF zum Weltpoliotag: Poliofälle in Krisen- und Konflikt-Ländern in fünf Jahren verdoppelt

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UNICEF zum Weltpoliotag: Poliofälle in Krisen- und Konflikt-Ländern in fünf Jahren verdoppelt

Kinder in Konfliktgebieten wie Gaza, Sudan, Afghanistan oder Jemen sind besonders gefährdet

New York/ Köln, den 24. Oktober 2024

Von den 541 Kindern, die im Jahr 2023 weltweit an Polio erkrankt sind, leben 85 Prozent in 31 Krisen- und Konfliktländern. Das zeigt eine neue UNICEF-Analyse zum heutigen Weltpoliotag. Die Poliofälle in diesen Ländern haben sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt, während die routinemäßige Impfung von Kindern von 75 auf 70 Prozent gesunken ist – weit unter den 95 Prozent, die für eine Herdenimmunität erforderlich sind.

Die Daten zeigen, dass die lebensbedrohende Krankheit Polio (Kinderlähmung) weiterhin vor allem in Gegenden wütet, in denen Konflikte, Naturkatastrophen, humanitäre Krisen und andere destabilisierende Faktoren die Bereitstellung lebenswichtiger medizinischer Versorgung erschweren.

„In Konflikten sind Kinder nicht nur durch Bomben und Kugeln in Gefahr; sie sind auch tödlichen Krankheiten ausgesetzt, die es eigentlich nicht mehr geben dürfte“, sagte Catherine Russell, Exekutivdirektorin von UNICEF. „In vielen Ländern erleben wir den Zusammenbruch von Gesundheitssystemen, die Zerstörung von Wasser- und Sanitärinfrastruktur und die Vertreibung von Familien. Dies wiederum führt zu einem Wiederaufleben von Krankheiten wie Polio. Kinder sind durch Lähmungen für ihr Leben gezeichnet und können nicht mehr laufen, spielen oder zur Schule gehen."

Der Anstieg von Polio-Ausbrüchen ist auch auf einen weltweiten Rückgang der Routineimpfungen von Kindern zurückzuführen, darunter in Ländern, die jahrzehntelang poliofrei waren. Das ist besonders deutlich in Konfliktgebieten: 15 von Konflikten betroffene Länder – darunter Afghanistan, die Demokratische Republik Kongo, Somalia, Südsudan und Jemen – kämpfen derzeit gegen Polio.

Dringende Impfkampagnen in Gaza und Sudan

In den letzten Monaten haben UNICEF und Partner ihre Notfallmaßnahmen zur Bekämpfung von Polio-Ausbrüchen intensiviert. In Gaza beispielsweise erreichte UNICEF in Zusammenarbeit mit der WHO während der ersten Runde einer Polio-Impfkampagne Mitte September fast 600.000 Kinder unter zehn Jahren. Die zweite und letzte Runde wurde im Süden und in der Mitte des Gazastreifens erfolgreich durchgeführt, allerdings haben erneute Massenvertreibungen und Bombenangriffe die Impfkampagne im Norden verzögert. Die Impfkampagne ist eine Reaktion auf das Wiederauftreten von Polio im Gazastreifen zum ersten Mal seit 25 Jahren.

Im Sudan ist die nationale Impfrate von 85 Prozent vor dem Krieg auf 53 Prozent im Jahr 2023 gesunken. In aktiven Konfliktgebieten des Sudan sind sogar nur rund 30 Prozent der Kinder geimpft. Als Reaktion darauf haben UNICEF und Partner in den letzten Monaten zwei groß angelegte Impfkampagnen gegen Polio durchgeführt und dabei 2,9 Millionen Kinder unter fünf Jahren durch mobile Teams, die von Tür zu Tür gehen, erreicht.

Erfolgreiche Polio-Impfkampagnen in Krisen- und Konfliktländern sind entscheidend, um weitere Fälle zu verhindern und Kinder vor Polio zu schützen. Humanitäre Pausen sind unerlässlich, um sicherzustellen, dass das Gesundheitspersonal die Kinder erreichen und die Impfstoffe sicher verabreichen kann.

Der Kampf gegen Polio ist an diesen Orten besonders schwierig, aber die Ausrottung der Krankheit ist ein erreichbares Ziel. Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF liefert jährlich über eine Milliarde Dosen Polio-Impfstoffe.

UNICEF ruft Regierungen, Partner und Spender*innen dazu auf:

• Die Impfung aller Kinder gegen Polio zu priorisieren, insbesondere in Konflikt- und Krisengebieten und in Ländern mit geringer Impfrate in Afrika und Teilen Asiens.

• Gesundheitssysteme zu stärken, um sicherzustellen, dass alle Kinder die lebensrettenden Impfungen erhalten.

• Humanitäre und Gesundheitshelfer*innen, die Impfstoffe ausliefern, zu schützen und humanitäre Pausen einzuhalten, die für den Erfolg von Impfkampagnen erforderlich sind.

• Ressourcen für die Global Polio Eradication Initiative und die Impfallianz Gavi bereitzustellen, um Ausbrüche schnell zu stoppen und sicherzustellen, dass Kinder geimpft werden.

• Die Ausrottung der Kinderlähmung stärker auf die politische Agenda zu heben, wobei innovative Lösungen und koordinierte Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität der Immunisierungskampagnen Priorität haben.

„Die Ausbreitung von Polio gefährdet nicht nur Kinder in betroffenen Ländern unmittelbar, sondern stellt auch eine wachsende Bedrohung für Nachbarländer dar“, fügte Russell hinzu. „Der letzte Anstoß ist der schwerste, aber jetzt ist es an der Zeit zu handeln. Wir können nicht ruhen, bis jedes Kind in jeder Ecke der Welt ein für alle Mal vor Polio sicher ist.“

Service für Redaktionen:

» Hier können Sie Multimedia-Inhalte herunterladen.

» Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Polio weltweit finden Sie hier.

In dieser Pressemitteilung wurden die folgenden Datenquellen verwendet:

• WHO/UNICEF-Schätzungen zur nationalen Impfabdeckung, Revision 2023: Diese Schätzungen wurden 2024 veröffentlicht und liefern die neuesten Daten zu Trends und Fortschritten bei der globalen Impfabdeckung.

• WHO-Liste fragiler, von Konflikten betroffener und vulnerabler Länder (FCV): Diese 2024 veröffentlichte Liste identifiziert Länder, die aufgrund humanitärer Krisen, langwieriger Notsituationen und bewaffneter Konflikte sowie anderer destabilisierender Faktoren einer erhöhten Gefährdung ausgesetzt sind.

• Liste der fragilen und von Konflikten betroffenen Situationen der Weltbank: Diese im Jahr 2024 veröffentlichte Liste beschreibt Länder, die sich in Situationen bewaffneter Konflikte und Kriege sowie in Krisensituationen befinden, wie z. B. sozialer, wirtschaftlicher und politischer Instabilität.

• WHO – Wöchentliche GPEI-Polio-Analyse: Fortlaufende wöchentliche Analyse der Global Polio Eradication Initiative (GPEI), die aktuelle Informationen zu globalen Polio-Trends und Maßnahmen liefert.

Pressekontakt: 
UNICEF Deutschland, Christine Kahmann, Sprecherin, 0221/93650-315 oder 0159 04139723,  presse@unicef.de

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