Bericht/Pressekonferenz: Kinder und Schwangere erhalten in Europa oft nur eingeschränkten Zugang zu Gesundheitsversorgung
München/Brüssel (ots)
In Brüssel wird am Dienstag, 15. November 2016, in einer Pressekonferenz der jährlich erscheinende Bericht von Ärzte der Welt vorgestellt, der den Zugang zur Gesundheitsversorgung für Menschen am Rande der Gesellschaft, etwa für Menschen ohne Krankenversicherung, in Europa untersucht. Die humanitäre Organisation unterhält in Europa medizinische Anlaufstellen und wertet Daten von Patient(inn)en in elf europäischen Ländern sowie in der Türkei aus. Prägend für die Arbeit von Ärzte der Welt in Europa und in Deutschland war 2016 die medizinische Hilfe für geflüchtete Menschen.
2015 wurden in 31 Städten in zwölf Ländern 9.601 Patient(inn)en befragt. Der Bericht zeigt, dass 43,6 Prozent der schwangeren Frauen keinen Zugang zu Geburtsvorsorge hatten, bevor sie zu einer Praxis von Ärzte der Welt oder eine Partnerklinik kamen. Für die werdenden Mütter und ihre Kinder stellt dies ein hohes Gesundheitsrisiko dar. Erschreckenderweise waren 40,0 Prozent der Kinder, die in den Ambulanzen von Ärzte der Welt behandelt wurden, nicht gegen Mumps, Masern und Röteln geimpft und ein Drittel (29,8 Prozent) nicht gegen Tetanus. Auch bei anderen Krankheiten wie Hepatitis B lag ein schlechter Impfstatus vor.
Unzureichende Versorgung und Schutz für geflüchtete Menschen
Von den Befragten hatten 12,8 Prozent eigene Gewalterfahrungen, was Gewalt durch die Polizei oder bewaffnete Kräfte einschließt. 26 Prozent der Menschen berichten von psychischer Gewalt. Von den Menschen, die in Europa interviewt worden waren, kamen 43,2 Prozent aus einem Kriegsgebiet. Über ein Viertel der Befragten (26,7 Prozent) litten an Hunger.
Deutschland: Hohe Hürden zur Gesundheitsversorgung
Der Bericht bringt die hohen Barrieren zur deutschen Gesundheitsversorgung ans Licht. Hierfür wurden alle Patient(inn)en aus den Praxen in München und Hamburg befragt: Von diesen verzichten 35 Prozent auf den Gang zum Arzt, weil sie sich einen Arztbesuch, Medikamente oder eine Krankenversicherung nicht leisten können. Besonders besorgniserregend ist die Situation von Schwangeren und Minderjährigen: In München zum Beispiel erfolgen 26 Prozent der Untersuchungen bei Frauen aufgrund einer Schwangerschaft.
Bericht (in englischer Sprache): www.aerztederwelt.org/EU_Bericht_2016
Pressekonferenz Access to healthcare in Europe : Focus on pregnant women & (unaccompanied) children
Dienstag, 15. November 2016 ab 11.00 Uhr International Press Center | Residence Palace Rue de la Loi 155, 1048 Brussels
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Damien Przybylski
Referent Öffentlichkeitsarbeit
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