Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu Joachim Gauck
Stuttgart (ots)
Jetzt also doch. Und mit ein bisschen Verspätung. Joachim Gauck soll Bundespräsident werden. Nicht mehr im koalitionspolitischen Kräftemessen, sondern als ein Kandidat, der über die Parteigrenzen hinweg alle schwärenden Wulff-Wunden heilen und dem blätternden Lack des Amtes frischen Glanz und neue Autorität verleihen soll. Der 72-jährige Pastor soll seines alten Amtes auch im neuen walten: ein braver Hirte sein, hinter dem sich die verschreckten Lämmchen sammeln können, egal, welche Farbe ihre Wolle trägt. Ein Feste Burg sei unser Gauck. Doch Gaucks Nominierung hat für Angela Merkel einen hohen Preis und bedeutet de facto das Ende des schwarz-gelben Regierungsbündnisses. Die Kanzlerin hat sich von den von allen guten Koalitionsgeistern, von einfallslosem Populismus getriebenen Liberalen demütigen lassen müssen. Angesichts der Euro-Krise glaubt Merkel, einen Bruch der Koalition nicht riskieren zu dürfen. Die FDP hat das ausgenutzt - und SPD und Grüne damit den Beweis noch nie so einfach führen lassen, wie ausgelaugt und von gegenseitigem Unbehagen unterhöhlt diese Bundesregierung mittlerweile agiert. Schwarz-Gelb ist angegauckt.
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