Stuttgarter Nachrichten: Botschafter Shimon Stein sieht Israel langfristig in der Nato - Verständnis für deutsche Patriotismus-Debatte
Stuttgart (ots)
Stuttgart/Berlin Der israelische Botschafter in Deutschland, Shimon Stein, plädiert für einen langfristigen Nato-Beitritt seines Landes. Den Stuttgarter Nachrichten (Freitag) sagte er: Israel ist hier auf gutem Weg, aber in naher Zukunft wird es keinen Nato- Beitritt geben. Doch wenn die Bedingungen im Nahen Osten passen, kann es zügig gehen. Stein: Das soll auch im Interesse der Nato sein, die im Kampf gegen Terrorismus und Massenvernichtungswaffen Verantwortung übernommen hat. Zum Bemühen der Bundesregierung um einen ständigen Sitz im Weltsicherheitsrat sagte er: Deutschland ist drittgrößter Beitragszahler der Uno und strebt deshalb einen ständigen Sitz an. Das Vetorecht der USA nicht geschwächt werden. Die Amerikaner sind für uns der einzige wirklich wichtige Verbündete.
Die anstehende Entscheidung über mögliche EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei kommentierte Stein: Israel hat ein Interesse an der EU-Mitgliedschaft der Türkei; das ist für uns von strategischer Bedeutung. Wie lang es dauert, und welchen Status Ankara letztlich haben wird, soll aber der Club, soll die EU, selbst entscheiden. Unabhängig von der Entscheidung sagt Stein die Radikalisierung der islamistischen Terroristen voraus.
Stein äußerte zudem Verständnis für die Patriotismus-Debatte in Deutschland: Die Debatte findet in einem politischen Kontext statt, der sich eben nicht nur um Patriotismus dreht, sondern um jene Krise, in der sich die deutsche Gesellschaft befindet. Er verstehe auch, dass sich die Deutschen Gedanken über eine Leitkultur machen, wenn Ausländer integriert werden sollen. Die Tatsache, dass Deutschland und Frankreich das Kopftuch verboten haben zeige, dass die europäischen Gesellschaften offenbar eine Gefahr für das säkulare Europa sehen. Für mich zeigt sich vor allem eins: Die Europäer haben geglaubt, dass mit der Erweiterung der EU auf 25 Staaten ihre postnationale Epoche beginnt das war ein Irrtum. Sie sind noch immer in der nationalen Phase, sie wollen ihre nationale Identität bewahren, während sie von europäischer Identität nur sehr vage Vorstellungen haben.
ots-Originaltext: Stuttgarter Nachrichten
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