Stuttgarter Nachrichten: Merkel: Eine große Koalition wird es nicht geben - Es geht nicht um Kirchhof oder Merz, sondern um Kirchhof und Merz
Stuttgart (ots)
Die Kanzlerkandidatin der Union, Angela Merkel (CDU), lehnt eine mögliche große Koalition vehement ab. Das wollen wir verhindern. Da ist auch in den letzten Tagen des Wahlkampfes mein Blick nicht frei für andere Dinge, sagte sie im Interview der Stuttgarter Nachrichten (Mittwoch) auch mit Blick auf ein rot-rot-grünes Bündnis. Sie räumte ein, dass viele Bürger denken, wenn es für Schwarz-Gelb nicht reicht, wäre die automatische Folge die große Koalition. Und da sage ich: Das wird es nicht geben. Neue Arbeitsplätze und Wohlstand für die Menschen gebe es nur mit einem kompletten politischen Wechsel.
Merkel verteidigte die Berufung des parteilosen Finanzexperten Paul Kirchhof in das Kompetenzteam der Union: Ich glaube, dass es gut ist, dass Paul Kirchhof in unserem Team ist. Wir wären mit unserem Regierungsprogramm ohne Leute wie ihn nie so weit gekommen, wie wir es jetzt sind. Zu einem möglichen politischen Comeback von Friedrich Merz sagte sie: Es geht nicht um Paul Kirchhof oder Friedrich Merz, sondern es geht um Kirchhof und Merz. Ich freue mich, dass Friedrich Merz auch sehr engagiert Wahlkampf macht. Auf die Frage, ob Kirchhof Finanzminister werden soll, antwortete sie ausweichend: Es geht um den Sieg von der Union, zusammen mit der FDP.
Merkel kündigte an, nach einem Wahlsieg an der Atomenergie festhalten zu wollen: Wir sind sicherheitstechnisch dazu in der Lage, diese einfach so lange laufen zu lassen, wie dies möglich ist. Allerdings müsse insgesamt mehr Energie gespart werden. Hier haben wir besonders im privaten Bereich noch erhebliche Ressourcen. Wir werden darüber nachdenken, wie und welche erneuerbare Energien sinnvoll gefördert werden können. Eine deutliche Absage erteilte die Kanzlerkandidatin dem Dreiliterauto. Ich glaube, dass ein einziges Dreiliter-Auto auf dem Markt nicht die Lösung des Problems ist. Der gesamte Flottenverbrauch muss runter gehen. Sie verwies darauf, dass die Automobilindustrie den Bio-Diesel vorantreiben will.
Merkel kritisierte erneut die Irak-Politik der Bundesregierung und kündigte an, das deutsch-amerikanische Verhältnis stärken zu wollen: Es hat einen Vertrauensverlust im Verhältnis zu Amerika gegeben - nicht weil Deutschland keine Soldaten in den Irak geschickt hat, sondern weil Dinge nicht miteinander besprochen wurden, die man hätte besprechen müssen. Mit Blick auf den 3. Oktober, an dem die Beitritts-Verhandlungen der Türkei mit der EU beginnen sollen, betonte Merkel: Es ist in Europa ja noch keine Einigung über die Verhandlungslinie gefunden worden. Es geht noch darum, ob die Türkei die Vorbedingungen, die man ihr gestellt hat, für die Aufnahmeverhandlungen erfüllt oder nicht.
Merkel mahnte zu Geduld mit der Entwicklung in Ostdeutschland. Sicherlich sind auch die Zeitmaßstäbe total falsch eingeschätzt worden. Wir wissen bei der deutschen Einheit, dass 10 oder 15 Jahre trotz vieler, vieler Geldmittel und Hilfen noch lange nicht einer Vergleichbarkeit der Lebensverhältnisse führen. Vielleicht fehle zudem noch immer die Fähigkeit, den Menschen in den neuen Bundesländern ein wenig Stolz zu geben auf das, was erreicht wurde; denn da ist so viel Veränderung geschehen, dass man das gar nicht genug loben kann.
ots-Originaltext: Stuttgarter Nachrichten
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