Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB)
Basel II verteuert Mittelstandskredite nicht generell
Berlin/Kiel (ots)
VÖB-Präsident Hans Dietmar Sauer sieht keine Anzeichen für eine generelle Kreditverteuerung durch die neuen Baseler Eigenkapitalbestimmungen (Basel II). Allerdings zwinge auch unabhängig Basel II die allgemeine wirtschaftliche Entwicklungen letztlich alle Banken zu einem vorsichtigeren Kreditvergabeverhalten. "Aufgrund der neuen Baseler Eigenkapitalregeln werden die Kreditkosten künftig weit stärker als heute von der Bonität des einzelnen Kreditnehmers abhängen. Das bedeutet, dass Unternehmen mit guter Bonität Kredite in Zukunft zu besseren Konditionen erhalten werden," sagte Sauer auf der heutigen Herbst-Pressekonferenz des Verbandes in Kiel. Ein wesentlicher Vorteil der neuen Eigenkapitalregelungen besteht darin, dass Unternehmen gezwungen würden, ihre Bilanzstrukturen zu optimieren und hierdurch ihre Bonität und ihr Rating für den Erhalt günstiger Kredite zu verbessern. Sauer betonte, dass der deutsche Mittelstand unter dem Strich auch nach Basel II keine schlechtere Kreditversorgung befürchten müsse. Die in der öffentlichen Diskussion häufig zitierte Kreditklemme des Mittelstandes durch Basel II werde es nicht geben.
Mittelstand muss Eigenkapitalausstattung verbessern
Als gravierendstes Problem deutscher mittelständischer Unternehmen sieht Sauer deren im internationalen Vergleich eklatant niedrige Eigenkapitalausstattung. Angesichts des intensiven globalen Wettbewerbs seien diese Strukturen nicht mehr zeitgemäß. Die deutschen mittelständischen Unternehmen müssten daher vordringlich ihre Eigenkapitalausstattung verbessern. Die unternehmerischen Risiken müssten wieder stärker durch Eigenkapital getragen werden. Hierdurch werde der Fremdkapitalbedarf sinken und sich gleichzeitig die Bonität der Unternehmen verbessern.
Das strukturelle Problem mangelhafter Eigenkapitalausstattung des deutschen Mittelstandes lasse sich indessen nicht kurzfristig lösen. Eine Alternative für kleine Unternehmen, die keinen Börsengang in Betracht ziehen, sei die Beteiligungsfinanzierung. Zwar befinde sich der deutsche Beteiligungskapitalmarkt derzeit in einer Konsolidierungsphase. Dennoch seien, so Sauer, die Aussichten und Potenziale dieses Marktes positiv. Insbesondere bei der Wachstumsfinanzierung und im Zusammenhang mit der in vielen mittelständischen Unternehmen anstehenden Unternehmensnachfolge ergäben sich Ausweitungspotenziale für dieses Geschäft. Auch würden Finanzierungsinstrumente zunehmende Verbreitung finden, die Eigenkapital- und Fremdkapitalkomponenten in sich vereinen. Da diese Instrumente als Fremdkapital eingestuft werden, könnten Zinsen steuerlich gewinnmindernd berücksichtigt werden, während sich gleichzeitig die Eigenkapitalquote eines Unternehmens erhöht. Die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten dieser Instrumente, die immer auf den Einzelfall zugeschnitten werden können, machen sie, so Sauer, gerade für mittelständische Unternehmen äußerst interessant.
"Neben der Verbesserung der Eigenkapitalausstattung mittelständischer Unternehmen wird jedoch deren ausreichende Fremdkapitalversorgung in absehbarer Zeit keineswegs sinken", sagte Sauer. Daher müssten die Förderinstitute die Zur-Verfügungstellung von Fremdkapital durch eine angemessene Förderpolitik stärker unterstützen. Es reiche nicht aus, materielle Verbesserungen, z. B. für Existenzgründer vorzusehen, wenn nicht gleichzeitig durch geeignete Maßnahmen die Akzeptanz solcher Förderprogramme durch die Hausbankengestärkt werde.
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