BP Statistical Review of World Energy: Energiemärkte 2003 turbulent, aber robust
Bochum/Berlin (ots)
Hohe Energiepreise nicht auf Knappheit zurückzuführen Gewaltiger Anstieg der Energienachfrage in China Russland mit stärkstem Wachstum in der Produktion
Die globalen Energiemärkte waren 2003 von Turbulenzen gekennzeichnet. Hierzu zählten vor allem Versorgungsstörungen, ein starker Anstieg der Nachfrage sowie der Produktion von Erdöl und Kohle und die höchsten Preise in den Erdöl- und Erdgasmärkten seit 20 Jahren. Diese hohen Preise waren jedoch nicht auf grundsätzliche Knappheit zurückzuführen: 2003 setzte sich bei den globalen Erdöl- und Erdgasreserven der langfristige Trend fort, dass sie schneller wachsen als die Fördermengen.
"Die im Review enthaltenen Zahlen liefern die Bestätigung dafür, dass die Reserven keineswegs knapp sind," sagte BP Chefvolkswirt Peter Davies heute in Berlin bei der Präsentation des BP Statistical Review of World Energy 2004. "Die Produktion mag zwar in einigen Regionen ihren Höhepunkt überschritten haben, das ist aber kein Grund für die hohen Preise, die aktuell notiert werden."
Der diesjährige Review enthält neue Zahlen zu ausgewiesenen Öl- und Gasreserven. Dazu wurde auf Daten aus primären Quellen sowie aus einer größeren Bandbreite sekundärer Quellen zurückgegriffen, um genauere und aktuellere Zahlen zu den Reserven zu erhalten.
Den neuen Daten zufolge werden die globalen Erdölreserven auf insgesamt 1,15 Billionen Barrel geschätzt - etwa 10 % mehr als noch 2002 angenommen. Die globalen Erdölreserven sind in den letzten 30 Jahren fast kontinuierlich gestiegen. Wenn man die heutigen Produktionssraten zugrunde legt, könnte Erdöl für weitere 41 Jahre gefördert werden. 1980 (auf dieses Jahr gehen die neuen Datenserien des Review zurück) waren Reserven für nur 29 Jahre Produktion bekannt. Seitdem wurden zwar etwa 80 % der damals bekannten Reserven bereits gefördert, aber Explorationserfolge und neue Technologien haben dazu geführt, dass die heutigen Reserven um 70% höher liegen.
Die globalen Reserven an Erdgas sind kontinuierlich gestiegen und belaufen sich jetzt auf 176 Billionen Kubikmeter - das sind 13 % mehr als für 2002 berichtet. Seit 1980 haben sich die Erdgasreserven mehr als verdoppelt. Dies ist der Forschung ebenso zu verdanken wie technischen Neuerungen und der Erschließung von Erdgasreserven durch Verflüssigung und andere Technologien.
Obwohl die globale Ölförderung 2003 um 3,8 % stieg - stärker als die Nachfrage, die sich um 2,1 % erhöhte - waren die Ölpreise so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr. Dabei wurde die Sorte Brent mit durchschnittlich $28,83 notiert. Die hohen Preise waren vor allem auf einen starken Anstieg des Ölverbrauchs sowie die notwendige Auffüllung der Lagerbestände zurückzuführen.
Vor allem zwei Länder beeinflussten 2003 die globalen Energiemärkte: China und Russland. In China war ein Anstieg der gesamten Energienachfrage um 13,8 % zu verzeichnen, da das Bruttoinlandsprodukt um 9 % wuchs und damit auch der Bedarf. Der Verbrauch an Öl, Gas, Kohle und Kernkraft wuchs 2003 um jeweils mehr als 10 %. Auf China allein entfielen 41 % des weltweiten Nachfrageanstiegs beim Erdöl. Das entsprach rund 600.000 Barrel pro Tag. Die chinesischen Ölimporte erhöhten sich um 32 % auf 2,6 Mio Barrel pro Tag.
Die russische Energieversorgung hat sich seit Anfang der 90er Jahre grundlegend verändert. Seit 1998 ist die gesamte Energieproduktion - dabei vor allem die Ölförderung - um fast 18 % gestiegen. Russland verzeichnet seit 1998 unter den Nicht-OPEC-Ländern das stärkste Wachstum in der Produktion. Das Land hat zwischen 1998 und 2003 46 % des weltweiten Mehrverbrauchs an Öl abgedeckt. 2003 stieg die russische Ölförderung um 845.000 Barrel auf 8,5 Mio Barrel pro Tag.
Erdöl - Trotz der hohen Preise war 2003 ein starker Anstieg des Ölverbrauchs zu verzeichnen, und zwar um 1,5 Mio Barrel auf 78,1 Mio Barrel/Tag. Das stärkste Wachstum fand im asiatisch-pazifischen Raum statt.
Trotz Versorgungsausfällen in Venezuela und dem Irak stieg die Ölförderung in den OPEC-Ländern um 1,9 Mio Barrel auf 30,4 Mio Barrel/Tag. Allein Saudi-Arabien erhöhte seine Produktion um mehr als 1 Mio Barrel/Tag und erreichte damit den höchsten Stand seit 22 Jahren. Die Produktion in Nicht-OPEC-Ländern stieg um 830.000 Barrel/Tag, wobei der weitaus größte Anteil aus Russland kam.
Erdgas - Der globale Verbrauch an Erdgas erhöhte sich um relativ schwache 2 %, da die Nachfrage im größten Markt der Welt, den USA, um 5 % zurückging. Außerhalb der USA stieg die Nachfrage um durchschnittlich mehr als 4 %. Mit über 12 % stieg 2003 der Absatz von Flüssigerdgas besonders schnell.
Die Importe in die USA haben sich mehr als verdoppelt und der Absatz an Japan und Südkorea erhöhte sich um mehr als 9 %.
2003 stieg die weltweite Erdgasproduktion um 3,4 %. Nordamerika war - wie bereits in 2002 - die einzige Region, in der die Erdgasförderung zurückging. Dies traf vor allem für Kanada zu. Die Gasförderung in Russland stieg weiterhin, und zwar um mehr als 4 %. In Europa - vor allem in Großbritannien, Italien und den Niederlanden - ging die Produktion zurück; in Norwegen stieg sie jedoch deutlich um 12 %.
Kohle, Kernkraft und Wasserkraft - Der weltweite Kohleverbrauch stieg um 6,9 %, vor allem auf Grund einer gewaltigen Nachfragesteigerung in China um mehr als 15 %. Auch in anderen Regionen der Welt stieg die Nachfrage jedoch deutlich, wobei der Verbrauch in Nordamerika einen Höchststand erreichte.
Die Erzeugung von Kernkraft ging weltweit um 2 % zurück. In Japan, dem drittgrößten Erzeugerland der Welt, reduzierte sie sich um 27 %, da 17 der insgesamt 54 Kernkraftwerke des Landes wegen Sicherheitsbedenken vom Netz gehen mussten. 2003 wurden lediglich zwei neue Reaktoren in Betrieb genommen - das ist die niedrigste Zahl seit 35 Jahren.
Stromerzeugung aus Wasserkraft stieg um 0,4 %. Hierbei wurden Zuwächse in Lateinamerika und dem asiatisch-pazifischen Raum durch Reduzierungen in Europa und Nordamerika aufgehoben.
Der BP Statistical Review Of World Energy erscheint zum 53. Mal und steht auch im Internet: www.bp.com/statisticalreview2004. Diese Webseiten enthalten nicht nur die in der Druckversion enthaltenen Daten, sondern auch zusätzliche Tabellen, Themen und Tools zur Unterstützung von Analysen.
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