Groß- und Außenhandel: Tarifeinigung in Hamburg erzielt
Hamburg, 24. Juni 2024. Für den Groß- und Außenhandel im Tarifgebiet Hamburg haben sich der AGA Unternehmensverband und die Gewerkschaft Verdi heute auf einen Tarifabschluss geeinigt. Damit besteht für die 4.500 Unternehmen mit ihren etwa 60.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und 1.100 Auszubildenden Planungssicherheit bis zum 30. April 2026. Nach dem wegweisenden Durchbruch in Bayern konnte nun auch im Norden dieser erste Abschluss erzielt werden. Die Verhandlungen wurden gemeinsam mit dem genossenschaftlichen Groß- und Außenhandel geführt.
Michael Fink, ehrenamtlicher Verhandlungsführer für den AGA Unternehmensverband, erklärt dazu: „Mit diesem Tarifabschluss gehen wir an die absolute Grenze des Machbaren. Am Ende haben sich beide Seiten zu schmerzhaften Kompromissen durchgerungen. Dass wir uns bei der Laufzeit auf erstmals 36 Monate verständigen konnten, ist ein Erfolg. Sie gibt den Unternehmen eine wichtige Konstante und damit dringend benötigte Planungssicherheit in wirtschaftlich unsicheren Zeiten.“
Volker Hepke, hauptamtlicher Verhandlungsführer des AGA, ergänzt: „Wir sind erleichtert, dass der Flächentarifvertrag im Hamburger Groß- und Außenhandel mit diesem Abschluss fortgesetzt wird. Der Weg mit über 100 Verhandlungsrunden im Bundesgebiet war mehr als steinig. Die Tarifautonomie hat auch diesen heftigen Stresstest einigermaßen bestanden, dieser sollte die Ausnahme bleiben. Lohnsetzung ist nicht Staatsaufgabe. Wenn der Mindestlohn politisch motiviert angehoben wird, verlieren Tarifverträge auch unter dem Gesichtspunkt einer Grundsicherung ihren Zweck.“
Das Tarifergebnis sieht bei einer 36-monatigen Laufzeit folgende Entwicklung vor:
Erhöhung der Entgelttabellen in drei Stufen:
- ab 01.10.2023 um 5,1 %
- ab 01.05.2024 um weitere 5,0 %
- ab 01.05.2025 um weitere 2,0 %
Unternehmen, die nicht oder nicht vollständig die Verbandsempfehlung umgesetzt haben, können die Nachberechnung für die Monate Oktober 2023 bis April 2024 in Form einer Einmalzahlung spätestens mit dem Abrechnungslauf Juli 2024 umsetzen.
Erhöhung der Ausbildungsvergütung in drei Stufen:
- ab 01.08.2023 um 60,00 €
- ab 01.08.2024 um weitere 60,00 €
- ab 01.08.2025 um weitere 60,00 €
Inflationsausgleichsprämie (IAP):
Spätestens zum 30.09.2024 erhalten Vollzeitbeschäftigte eine IAP in Höhe von 1.000,00 € Teilzeitbeschäftigte anteilig, Auszubildende 500,00 €. Soweit eine IAP gem. § 3 Nr.11 c EStG bereits gezahlt wurde, können diese Zahlungen auf die IAP nur angerechnet werden, soweit dadurch die Gesamtsumme von 3.000,00 € überschritten wird.
Neue betriebliche Altersvorsorge:
- ab 01.05.2025 erhalten Beschäftigte eine jährliche Einmalzahlung von 480,00 € (Teilzeitbeschäftigte anteilig) die ausschließlich für Zwecke der persönlichen tariflichen Altersvorsorge verwendet wird. Hierzu wollen die Tarifparteien bis zum 30.04.2025 einen neuen Tarifvertrag zur Altersvorsorge verhandeln.
- Wird kein neuer Tarifvertrag Altersvorsorge abgeschlossen, erhöhen sich die Entgelttabellen ab dem 01.05.2025 um weitere 1,0 % und der Betrag in dem bestehenden Tarifvertrag Altersvorsorge wird um 120,00 € jährliche Einmalzahlung erhöht.
Jobrad: Tarifliche Entgeltbestandteile können bis zu einer Höhe von monatlich 150,00 € für die Nutzung eines Dienstfahrradangebots des Arbeitgebers umgewandelt werden.
Der Tarifvertrag gilt bis zum 08.07.2024, 18 Uhr, als zustande gekommen, sofern bis zu diesem Zeitpunkt kein Widerruf einer der Vertragsparteien erfolgt. Ferner haben sich die Tarifvertragsparteien dazu bekannt, die für die Branche wichtigen Zukunftsthemen, wie die Schaffung einer neuen Entgeltstruktur, die Gestaltung der Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz, der Fachkräftegewinnung und -bindung, der dazu notwendigen Qualifizierung und der Alterssicherung durch einen neuen Ansatz der betrieblichen Altersvorsorge gemeinsam anzugehen.
Der AGA verhandelt mit Verdi zudem für die Tarifgebiete Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein die Flächentarife für den Groß- und Außenhandel in den kommenden Wochen. Hier werden vergleichbare Ergebnisse erwartet.
Kontakt: Christian Ströder Leiter Kommunikation & PR AGA Unternehmensverband Telefon: (040) 30801-162 E-Mail: christian.stroeder@aga.de Internet: www.aga.de