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Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Studie: Desinformation unter jungen Menschen weit verbreitet
TikTok-Nutzer sind für russische und chinesische Falschinformationen besonders empfänglich

Berlin (ots)

Das chinesische System sei der Demokratie überlegen und der Klimawandel nicht menschengemacht: Desinformation und Verschwörungsnarrative sind in der deutschen Bevölkerung weit verbreitet - besonders unter jungen Menschen und TikTok-Nutzern. Das zeigt eine neue Umfrage des Instituts Allensbach im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung, die chinesische und russische Desinformation auswertet.

Vor der Bundestagswahl wächst die Sorge vor ausländischer Desinformation. Die Bundesregierung befürchtet, dass fremde Staaten gezielt Einfluss auf die öffentliche Debatte nehmen. Der Verfassungsschutz warnt vor Falschmeldungen und Manipulation.

Eine repräsentative Umfrage zeigt nun, dass zahlreiche Desinformationsnarrative und ausländische Propaganda in Deutschland bereits Wirkung zeigen. Junge Menschen und Nutzer von TikTok sind dafür besonders anfällig.

Rund 2.000 Menschen aller Altersklassen hat das Institut Allensbach im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung zu Falschmeldungen und Desinformation befragt. Im Zentrum der Untersuchung stehen Narrative zu Russland und China, aber auch zu Impfungen, dem Klimawandel und der Corona-Pandemie.

Junge Menschen und TikTok-Nutzer besonders betroffen

Zwar gibt eine knappe Mehrheit der Befragten an, dass Falschinformationen in den Medien ein "großes Problem" sind. Aber nur 44 Prozent fällt es nach eigener Einschätzung leicht, diese auch zu erkennen. Die Ergebnisse der Studie bestätigen diese subjektive Einschätzung.

So erkennen 30 Prozent der Befragten nicht, dass Russland gezielt Desinformation verbreitet. Auch China identifizieren rund 40 Prozent nicht als einen Akteur, der absichtlich falsche Informationen in Umlauf bringt. Gleichzeitig geben 38 Prozent an, dass die USA bewusst falsche Informationen verbreiten. Bei Israel sind es 33 Prozent.

Die Ergebnisse zeigen, dass junge Menschen dabei deutlich weniger misstrauisch sind als ältere. So bezweifeln 42 Prozent der unter 29-Jährigen, dass Russland gezielt falsche Informationen verbreitet. Bei China sind es sogar mehr als die Hälfte.

TikTok-Nutzer bezweifeln die Verbreitung von Falschinformationen zu 50 Prozent bei Russland und zu 59 Prozent bei China. TikTok-Nutzer sind demnach deutlich weniger misstrauisch als die Konsumenten anderer Medien.

Putins Propaganda wirkt: Russische Desinformation weit verbreitet

Die Befragung zu bestimmten Desinformationsnarrativen bestätigt dieses Bild.

So stimmen nur rund 78 Prozent der Befragten "voll" oder "eher" zu, dass Russland einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. In der Gruppe der unter 29-Jährigen ist diese Zustimmung mit 69,7 Prozent noch deutlich geringer. Unter den TikTok-Nutzern sind es lediglich 66 Prozent.

Dass mehr als ein Drittel aller TikTok-Nutzer der Ansicht ist, Russland habe ein größeres Interesse an Frieden in der Ukraine als der Westen, ist ebenfalls bedenklich. In der Gesamtbevölkerung glauben dies "nur" 18 Prozent. Unter jungen Menschen sind es 23 Prozent.

Überlegenheit des chinesischen Regierungssystems

Ebenso deutlich zeichnet sich die Anfälligkeit für Desinformationsnarrative bei der Frage ab, ob China eine Diktatur sei. Während rund 81 Prozent der Deutschen dieser Aussage zustimmen, sind es in der Gruppe der unter 29-Jährigen lediglich 67 Prozent. Rund ein Drittel der TikTok-Nutzer ist sogar davon überzeugt, dass China keine Diktatur sei.

Auch sind fast 30 Prozent der Deutschen der Ansicht, dass das autokratische chinesische Regierungssystem "effizienter und erfolgreicher" sei als westliche Demokratien. Unter den TikTok-Nutzern sind es mit 42 Prozent noch deutlich mehr.

Zweifel an Impfstoffen, Klimawandel und Pandemie

Besonders erschreckend ist der Blick von jungen Menschen und TikTok-Nutzern auf grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse.

So stimmen nur 71 Prozent der unter 29-Jährigen der Aussage zu, dass Impfstoffe dazu beigetragen haben, Millionen von Menschenleben zu retten. Unter TikTok-Nutzern ist die Zustimmung mit 69 Prozent noch geringer. Mehr als 20 Prozent der jungen Menschen, also jeder fünfte, und rund ein Viertel aller TikTok-Nutzer zweifelt diese seit Jahrzehnten gesicherte Erkenntnis sogar offen an.

Allein beim Thema Klimawandel scheinen sich junge Menschen und die Gesamtbevölkerung schockierend einig zu sein: Nur 64 Prozent der Befragten und 67 Prozent der jungen Menschen stimmen der Aussage zu, dass der Klimawandel durch menschliche Aktivitäten verursacht wird. Unter TikTok-Nutzern ist es nur etwas mehr als die Hälfte.

Und auch die Corona-Pandemie bleibt eine Quelle für Verschwörungstheorien. Ein Viertel der Gesamtbevölkerung stimmt der Aussage zu, dass die Pandemie absichtlich von Regierungen oder Eliten erzeugt wurde, um die Bevölkerung stärker kontrollieren zu können. Auf TikTok scheint dieses gefährliche Narrativ besonders verbreitet zu sein: Dort stimmen ihm knapp 44 Prozent der Nutzer zu.

"Die Umfrage zeigt: Wir haben das Ausmaß und die Gefahr von Desinformation in unserer Gesellschaft noch immer nicht erkannt. Junge Menschen sind deutlich empfänglicher für Desinformation und TikTok spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich chinesische und russische Desinformation weiter in unserer Mitte ausbreitet. Sie ist eine Gefahr für unsere Demokratie", so Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesjustizministerin a.D. und stellvertretende Vorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung.

"Wer traditionelle Medien konsumiert, ist deutlich weniger empfänglich für Desinformation. Deshalb attackieren Extremisten gezielt deren Glaubwürdigkeit. Das Vertrauen in Medien ist an einem Tiefpunkt angelangt. Wir müssen traditionelle Medien stärken und endlich einen verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien in Schulen unterrichten", fordert Leutheusser-Schnarrenberger.

Pressekontakt:

Florian von Hennet
Leiter Kommunikation, Pressesprecher
Mobil: +49 152 02360 119
florian.hennet@freiheit.org

Original-Content von: Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, übermittelt durch news aktuell

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