"Peter Sellers wollte mich sogar heiraten" - Elke Sommer im Exklusiv-Interview mit Tele 5 zu 'Der rosarote Panther: Ein Schuss im Dunkeln' am Do., 06. Dez., 20.15 Uhr
München (ots)
Die 67-jährige Golden-Globe-Gewinnerin über die große Tragik ihres Filmpartners Peter Sellers, Hollywoods Traummänner und ihr bodenständiges Leben im kalifornischen Malibu und fränkischen Marloffstein.
Tele 5: Frau Sommer, besuchen Sie gelegentlich noch Ihre fränkische Heimat?
Elke Sommer: Ja, klar. Ich halte das Haus, obwohl die Mutti ja gestorben ist. Aber es ist mein Zuhause und wunderschön. Es ist das letzte Haus im Dorf bei Erlangen und man überschaut von dort die Fränkische Schweiz. Ich komme so zwei- bis dreimal im Jahr von Amerika rüber. Und wenn ich in Deutschland arbeite, genieße ich es, in dem Haus zu entspannen.
Tele 5: Wie entspannen Sie?
Elke Sommer: Im Herbst geh' ich gerne in die Wälder, Pilze suchen. Ich bin sowieso mehr ein Waldmensch als ein Stadtmensch. Auch hier in Los Angeles fühle ich mich am wohlsten, wenn ich mit meinen fünf Hunden barfuß im Garten bin, Rosen schneide oder sonst wie rumfutzel. Und ich koche wahnsinnig gern!
Tele 5: Was kochen Sie am besten?
Elke Sommer: Sauerbraten. Ich mache einen Sauerbraten, da haut's dich auf den Arsch. Das Fleisch mariniere ich drei Tage, würze es mit Koriander und Lorbeerblättern. Dazu gibt es deutsche Klöße und Rotkohl.
Tele 5: Gibt es Hollywood-Stars, die zu Ihren Freunden zählen?
Elke Sommer: Paul Newman beispielsweise. Er ist sympathisch, ehrlich und ein ganz toller Mann, auch im Alter jetzt. Er macht das mit einer Eleganz und Selbstverständlichkeit, die bewundernswert ist. Ab und zu kommt der Paulie mit seiner Frau Joanne Woodward von Conneticut hierher. Beides sind tolle Menschen. Sehr gut war ich auch mit Edward G. Robinson befreundet, der ein fantastischer Kunstsammler war. Ich war ja noch ein ganz kleines Kerlchen, als ich nach Hollywood kam, und er nahm mich ein bisschen unter seine Fittiche. Die Großen, mit denen ich gearbeitet habe, Jimmy Garner oder Dick van Dyke, das sind alles ganz normale, tolle Menschen. Und die heutige Generation, wie beurteilen Sie die?
Elke Sommer: Wenn man sieht, welche Mädels da jetzt rumlaufen... Viele haben nie was geleistet in ihrem Leben. Sind Stars geworden, allein durch Partys und schlechtes Benehmen.
Tele 5: Und was halten Sie von Stars wie Brad Pitt und George Clooney?
Elke Sommer: Die arbeiten hart, und das sind gute Typen. Und wenn wir uns irgendwo sehen, dann kommen die mit großer Ehrfurcht rüber und umarmen mich, Küsschen auf die eine, und Küsschen auf die andere Backe. Ich kann aber nicht sagen, dass ich persönlich mit ihnen befreundet bin.
Tele 5: Und finden Sie die beiden als Männer attraktiv?
Elke Sommer: Nee, überhaupt nicht.
Tele 5: Welcher Typ Mann gefällt Ihnen denn?
Elke Sommer: Ich hatte das große Glück, in London den einzigen Schauspieler kennenzulernen, der mir wirklich als Mann gefallen hätte: Gary Cooper. Er drehte dort auch und wir haben immer Lunch zusammen in der Kantine gegessen. Er wäre mein Traummann gewesen. Ein superber Mann, ruhig, gut beinander, wie die Franken sagen, lieb und ein bildschönes Gesicht mit wunderschönen Gesichtszügen unter den Falten.
Tele 5: Wurden Ihnen mal Avancen während Ihrer Karriere gemacht?
Elke Sommer: Ich wurde nie angemacht, nur einmal ein bisschen von einem Produzenten, aber das habe ich gleich zum Stillstand gebracht. Auch wurde mir noch nie Dope, Kokain oder Pot angeboten. Das liegt an einem selber, wie man sich gibt. Man muss ja nicht abweisend sein, aber man kann eine gewisse Coolness oder Würde haben, die sich, ohne ausgesprochen zu werden, einfach manifestiert. Und dann traut sich halt keiner an dich ran.
Tele 5: Und die berühmte Casting-Couch gibt es gar nicht?
Elke Sommer: Ich wäre lieber Straßenputzen gegangen, denn sonst hätte ich mich zu Tode geniert. Ich bin nicht so eine, die mal so rummacht. Das war ich auch nie. Ich habe vier Männer in meinem Leben gekannt und den allerbesten zum Schluss. Was heißt zum Schluss, es sind auch schon zwanzig Jahre, dass wir zusammen sind. Aber mein Papa-Bär ist ein Mega-Traum.
Tele 5: Wie kamen Sie auf den Kosenamen für Ihren Mann Wolf Walther?
Elke Sommer: Ich war mal wieder von zu Hause weg, habe wahnsinnig viel gearbeitet, und mir ging es nicht so gut. Da hat mir mein Mann eine Grußkarte geschickt, auf der ein Eisbär drauf war, ein ganz dicker, und zwischen den Riesenpfoten saß so ein kleiner Bär, der total von dem großen, dem Papa-Bär, beschützt wurde. Und seitdem heißt mein Mann Papa-Bär.
Tele 5: Fühlen Sie sich auch von ihm beschützt?
Elke Sommer: Absolut, ja, total. Manchmal muss ich auch ihn beschützen, weil ich sehr stark bin. Es ist in einer Ehe auch nicht immer so leicht, es ist ein Geben und Nehmen.
Tele 5: Zum Beispiel?
Elke Sommer: Bei emotionalen Gelegenheiten, wenn es in der Familie mal knackt. Oder seelisch, weil da sind Männer schon manchmal labiler als starke Frauen. Man kann nicht immer von Männern erwarten, dass sie die starken Machos sind. Männer müssen auch mal weinen können. Sie haben die gleiche Seele wie wir. Und wenn sie sensibel sind, und der Papa-Bär ist wahnsinnig sensibel, dann ist es schon gut, manchmal seinen Kopf an die Schulter des Anderen lehnen zu können.
Tele 5: Was ist für Sie ein richtiger Mann?
Elke Sommer: Einer, der die Wahrheit sagt, der integer ist, dem du vertrauen kannst, den du lieb hast - physisch genau wie psychisch. Das ist ein richtiger Mann. Das hat mit Aussehen nichts zu tun. Wenn du jemanden hast, dem du total vertrauen kannst, ist es wurscht, wie der aussieht, ob der älter oder jünger ist, klein oder dick.
Tele 5: Treue ist für Sie auch wichtig?
Elke Sommer: Absolut ja. Treue ist aber auch, nicht belogen zu werden. Es ist nicht nur das Psychische, dass jetzt der Mann oder die Frau mit jemandem anderen rummacht oder abhaut. Man kann auf so viele Arten betrügen, die genau so schlecht sind. Jeder Betrug ist ein Horror und inakzeptabel für mich. Ich glaube auch nicht, wenn mir das je im Leben passiert wäre, dass ich das vergeben oder vergessen hätte. Ich könnte mich mit so jemandem auch nicht wieder versöhnen. Dafür bin ich viel zu nachtragend.
Tele 5: Haben Sie sich denn mal in einen Ihren Filmpartner verliebt?
Elke Sommer: Ich habe viele Leute sympathisch gefunden und hatte Ehrfurcht, aber verliebt war ich nie. Und wenn jemand angehimmelt wurde, dann war ich das. Peter Sellers wollte mich sogar heiraten.
Tele 5: Hat er Ihnen einen Heiratsantrag gemacht?
Elke Sommer: Nicht direkt. Ich weiß aber, er war sehr einsam. Wir haben nicht mal einen Kuss getauscht, wirklich, und eines Tages brachte er mir einen wunderschönen Schmuck in Form einer Blüte mit Saphiren drin. Peter fragte mich, ob ich ihn mal sehen oder mit ihm Abendessen gehen würde. Ich sagte: "Peter, es tut mir so leid, aber ich bin mit jemanden fest liiert."
Tele 5: Hat er sich solche Körbe sehr zu Herzen genommen?
Elke Sommer: Ja. Eine Schauspielerin hat er sehr geliebt und die hat ihm das Herz gebrochen. Das war Sophia Loren, die er bei 'Die Millionärin' kennenlernte.
Tele 5: Und Ihnen hat er das Herz ausgeschüttet?
Elke Sommer: Ja, das hat er. Wenn er eine wirklich anständige Frau gehabt hätte, also nicht so ein Hollywood- oder Party-Girl mit Drogen, Nerz und so - der wäre heute noch am Leben. Garantiert. Einmal hat Peter meine Mutti und mich an einem Wochenende in sein Haus eingeladen: Ein englisches Cottage, wunderschön, von einer Steinmauer umgeben und mit einer kleinen Eingangstür aus dem 16. Jahrhundert, wo man sich immer bücken musste. Peter bereitete ein Lunch, spielte uns alte Plattenaufnahmen von sich vor, wollte also nur Freude geben. Später waren wir beide reiten und tranken English Tea am Nachmittag. Und dann musste ich zurück nach London zu einer Verabredung und Peter war sehr traurig, dass wir nicht mehr zum Abendessen blieben. Als Mutti und ich wegfuhren, drehte ich mich nochmals um. Und da stand Peter, dieser nicht sehr große Mann vor dem kleinen Türchen, und winkte uns hinterher - ein todtrauriger Anblick.
Tele 5: Wie beurteilen Sie seine schauspielerischen Qualitäten?
Elke Sommer: Der Peter war für mich das großartigste Talent des 20. Jahrhunderts, der hatte Timing, Humor und Tragik. Er war besser als Charlie Chaplin.
Tele 5: Also muss jeder Komiker auch eine traurige Seite haben?
Elke Sommer: Das ist ja das Gewaltige: Ich glaube, man kann kein Komiker sein, wenn man nicht ein ganz ernsthafter, leidensfähiger, sensibler und in gewisser Weise auch trauriger Mensch ist. Ein Komödiant zu sein, das erfordert etwas ganz Tragisches in dir. Jeder gute Witz, über den man sich totlachen kann, ist eigentlich auf einer Tragik aufgebaut. Und der Peter war für mich das Nonplusultra. Sonst bin ich immer nach Hause gegangen, um Text für den nächsten Tag zu lernen. Nicht so bei 'Ein Schuss im Dunkeln': Wenn Peter mit Regisseur Blake Edwards weitergearbeitet hat, bin ich geblieben und habe fasziniert zugeschaut, mit großen Augen. Peters Spontanität habe ich immer total bewundert. Er war großartig.
Tele 5: Haben Sie von ihm auch lernen können?
Elke Sommer: Ich wurde immer One-Take-Elke genannt, weil ich immer nur einen Take brauchte. Aber die Szene, wo ich betrunken bin, habe ich am Anfang nicht so richtig hingekriegt. Und da haben Blake und Peter mir zwei Schnäpse gegeben, was ich als Fränkin natürlich zunächst prima fand. Aber wenn man nachher einen ganzen Dialog hat...? (lacht) Schwanken kann ich ja, aber das bisschen Betrunkensein hinzubekommen, da hat mir der Peter ungeheuer geholfen. Er sagte etwa: "Don't ever be obvious". Seitdem kann ich das wie eine Eins und brauche keine Schnäpse mehr dazu.
Tele 5: War die berühmte Szene im Nudisten-Camp auch so lustig?
Elke Sommer: Eine der lustigsten Sachen war, als Peter und ich nackig in dem Mini saßen, und dann die Leute im Bus von oben runtergucken. Da biss ich im Spiel aus lauter Verlegenheit dem Peter in die Schulter, was eigentlich gar nicht im Skript stand. Und weil er seine Schultern so furchtbar haarig waren, hatte ich plötzlich zwei Haare zwischen den Zähnen. Die versuchte ich während der Szene immer wieder rauszukriegen.
Tele 5: Hatten Sie denn mit Freizügigkeit nie Probleme?
Elke Sommer: Nein, gar keine Probleme. Jeder, der mich kennt, weiß wie ich bin. Ich male auch gern nackt im Garten - die Nachbarn können eh nicht reinschauen, nur ein paar Helikopter fliegen manchmal drüber.
Tele 5: Wie sind Sie eigentlich zu Ihrem Künstlernamen gekommen?
Elke Sommer: Als ich meine ersten Filme mit Vittorio de Sica machte, konnten die Italiener meinen Nachnamen "von Schletz" nie richtig aussprechen. Das fand ich blöd. Als jemand dann über mich in einer Zeitung schrieb, "Venuto il ciclone del'estate", also zu Deutsch: "Jetzt ist der Wirbelwind des Sommers gekommen", dachte ich: "Sommer" ist kurz, bündig und positiv.
Interview: Steffen Wulf
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