"Ich kann mich wegschmeißen vor Lachen" Lutz Mackensy im exklusiven Tele 5-Interview
München (ots)
'Bean - Der ultimative Katastrophenfilm' auf Tele 5 Mittwoch, 27. Februar, 20.15 Uhr
Seit fast 50 Jahren ist Lutz Mackensy (63) als Schauspieler ('Stubbe') und Sprecher erfolgreich. Die deutsche Stimme von Rowan Atkinson im Tele 5-Interview über himmelschreiende Ungerechtigkeit, kongenialen Humor und privates Glück.
Tele 5: Lutz Mackensy, finden Sie Mr. Bean lustig?
Lutz Mackensy: Ich kann mich wegschmeißen vor Lachen. Rowan Atkinsons Humor basiert meiner Meinung nach auf dem großen französischen Komiker Jacques Tati. Scheinbar ganz normale Situationen werden umfunktioniert in Chaosszenarien. Es fängt damit an, dass man sich bekleckert oder die Hose nassmacht. Was dann daraus wird, das ist das Chaos und das Peinliche. Ich bin ein großer Fan von Bean, früher fand ich ihn geradezu kongenial zu Tati.
Privat soll Atkinson gar nicht so ein Spaßvogel sein.
Er schottet sich eher ab und das finde ich auch ganz richtig. Aber er lebt wohl in einer glücklichen Beziehung. Und er hat diese Leidenschaft, ganz teure Autos zu sammeln. Ein Kollege von mir ist in dem gleichen Autoclub, da treffen sie sich und tauschen ihre Erfahrungen aus. Was sollen sie machen mit ihrer Kohle?
Sammeln Sie auch?
Alte Lampen, Lalique und Konsorten. Bei mir ist das herrlichste Licht, das man sich vorstellen kann!
Bean schneidet in 'Bean. Der Katastrophenfilm' ja nicht nur irrwitzige Grimassen, sondern macht auch alle möglichen und unmöglichen Geräusche. Schwierig für Sie als Synchronsprecher?
Ja, seine Laute sind berühmt, dieses "Iiihh"und "ohhhuoi". Ich höre mir das immer wieder an und versuche so nah wie möglich ranzukommen. Manchmal muss man es 20mal machen. Aber ich bin seit vielen, vielen Jahren Profi, meistens klappt es beim ersten oder zweiten Mal.
Gibt es etwas, das Sie gar nicht können?
Rülpsen, das muss immer ein anderer machen. Oder auf den Fingern pfeifen. Da wird eine Pause gelassen und es kommt extra ein Kollege, der das perfekt kann. Der rülpst und pfeift dann. Eine sogenannte Rülps- und Pfeifkarriere. (lacht)
Sie gelten als einer der besten im Synchronfach.
Es gibt sicher ebensoviel Kollegen, die das wenigstens genauso gut machen, aber die kriegen keine Chance. Das ist so in der Branche, sowohl beim Fernsehen als auch beim Theater. Es sind immer die gleichen Leute, ob das der Jürgen Vogel ist oder die Hannelore Elsner. Hinter jedem von ihnen gibt es drei, vier oder fünf, die genauso gut sind, die man aber leider nie sehen wird.
Haben Sie sich "Bean - Der ultimative Katastrophenfilm" im Kino angesehen?
Ja und da habe ich mich sehr wohl gefühlt. Es war wie in einer warmen Badewanne zu sitzen, mit den Leuten drumherum, die sich alle bepissen vor Lachen. Und da dachte ich mir: Ach, sieh mal einer an, so ein klein wenig Erfolg fällt auch für mich dabei ab. Ich bin aber natürlich nicht aufgestanden und hab gesagt: "Ich bin übrigens die Stimme von Rowan Atkinson!"
Warum eigentlich nicht?
Ich denke nicht daran!
Synchronisieren Sie lieber den Komödianten oder den Bösewicht?
Der gute Schauspieler ist mir am allerliebsten. Wenn er gut ist, macht es einen Höllenspaß sich mit ihm zu identifizieren. Und man muss so sensibel wie möglich an ihn rangehen. Das ist bei Rowan Atkinson das gleiche wie bei Al Pacino, den ich viel gesprochen habe oder bei David Caruso. Ein Höhepunkt war aber sicher meine erste große Synchronrolle: Die des Romeo in Zeffirellis 'Romeo und Julia'. Das war vor vierzig Jahren!
Wird im Synchronstudio eigentlich gelacht, wenn Sie an einer Komödie arbeiten?
Auch bei Rowan Atkinson gilt: Humor ist harte Arbeit, es wird alles genauestens probiert und mit der kleinsten Feile korrigiert, bis es so selbstverständlich wie möglich ist. Und wenn wir uns im Synchronstudio das Ding angucken, lachen wir natürlich, aber wenn wir daran arbeiten, wird keine Miene verzogen
Synchronsprecher haben auf Filmfestivals noch keine eigene Kategorie.
Ja und das ist eine Schande. Wir Deutschen sind Weltmeister! Gucken sie sich mal Filme an, die in anderen Ländern synchronisiert werden, da sind Welten dazwischen. Die Deutschen sind die Besten, wir geben uns die allergrößte Mühe und haben auch die größten Profis. Und es ist ein Skandal, dass unsere Arbeit von den Medien und Festivals so stiefmütterlich behandelt wird. Für den Erfolg eines Filmes ist die Stimme nicht so unwichtig wie viele glauben. Synchronarbeit kommt in den Medien nur vor, wenn jemand wie Hannelore Elsner das mal macht. Wenn die in einem Zeichentrickfilm das Bärchen oder das Täubchen spricht, ist das gleich eine Riesengeschichte. Aber wir, die wir das seit Jahren machen und mit Bravour machen, wir werden überhaupt nicht erwähnt. Das finde ich eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.
Sie wirken dennoch sehr fröhlich. Wie gehen Ihre Kollegen damit um, sind die manchmal frustriert?
Die Kollegen nehmen es mittlerweile gelassen. Man könnte sagen, sie sind lethargisch geworden. Sie freuen sich, wenn sie am ersten des Monats die Miete bezahlen können. Die Hoffnung auf Ruhm haben sie schon längst aufgegeben.
Was machen Sie gerade?
Ich habe glücklicherweise immer viel zu tun. 'Stubbe', viel Synchron und dann mache ich meine vielen Kinder-CDs. Den Erzähler für 'Die fünf Freunde' spreche ich seit vierzig Jahren und immer noch sind diese Kinder zehn, zwölf Jahre alt und machen Urlaub auf der Felseninsel. Ich frage mich, welche Pille haben die genommen? (lacht)
Wenn Sie mit Ihren über vierzig Jahren Erfahrung die deutsche Film- und Fernsehlandschaft überblicken: Was passiert da gerade?
Die Älteren kommen wieder mehr ran! Das deutet sich auch in Hollywood an. Im Publikum sitzen immer mehr Ältere und die wollen sich nicht nur Teenie-Filme ansehen, sondern auch mal ihre Probleme bedient sehen. Noch haben die Jungen absolut das Übergewicht, aber ich hoffe und glaube, dass sich das gerade ändert.
Schauspieler gehen ja auch selten in Rente.
Ich kenne keinen alten Schauspieler. Es gibt zwar Schauspieler, die sehr viele Jahre auf dem Buckel haben, aber sie sind trotzdem wie Kinder. Man muss lernen, den Augenblick zu genießen. "Die Nachwelt", wie Schiller sagt, "flicht dem Mimen keine Kränze." Wenn wir mal tot sind, das dauert nicht lange, da sind wir vergessen, damit muss man leben. Was danach kommt - man wird sehen!
Sie wirken noch sehr frisch und munter.
1-2mal die Woche gehe ich ins Fitnessstudio. Das ist auch gut für die geistige Klarheit. Die Kostümbildnerin von 'Stubbe' ruft jedes Jahr an und fragt: "Na, Herr Mackensy, ist es denn noch wie letztes Jahr?" Ich sage denn auch immer: "Ja, ja, Antje, alles in Ordnung", dann steige ich auf die Waage und sage "Um Gottes Willen! Ich muss jetzt unbedingt drei bis vier Kilo abnehmen, sonst sitzt sie in vier Wochen da mit ihren Kostümen und muss alles wieder auftrennen!"
Was ist das Wichtigste in Ihrem Leben?
Meine Arbeit. Und meine Freunde. Ich habe viele gute Freunde, bin also ein sehr reicher Mann. Leibliche Kinder habe ich nicht, aber drei Patenkinder. Und seit neun Jahren lebe ich in einer festen Beziehung, einer sehr glücklichen Beziehung.
Interview: Michaela Simon
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