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"Ich möchte dick und fett werden!" Rupert Everett im Tele 5-Interview

"Ich möchte dick und fett werden!"

Rupert Everett im Tele 5-Interview
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München (ots)

Rupert Everett brilliert auf Tele 5 in der Oscar-Wilde-Verfilmung:
'Ernst sein ist alles' (am Donnerstag, 15. Mai, 20.15 Uhr).
Im Interview mit dem Spielfilmsender sprach der 48-Jährige über 
die Last des guten Aussehens, Schwulsein in Hollywood und männliche 
Traumrollen.
Tele 5: Mr. Everett, Sie haben früher als Model gearbeitet, sind 
auch heute noch manchmal auf Werbefotos zu sehen. Sie gelten als 
einer der bestaussehenden Schauspieler und werden von Frauen wie 
Männern gleichermaßen umschwärmt. Sind Sie eigentlich eitel?
Rupert Everett: Selbstverständlich, ich bin ungeheuer eitel. Ich 
finde auch nicht, dass das eine Sünde ist.
Ist es nicht auch eine Belastung, gut auszusehen?
Oh ja, ungemein. Jeden Morgen schaue ich in den Spiegel und denke:
Oh Gott, wie schrecklich. [Lacht] Nein, im Ernst: Es kann schon eine 
Belastung sein. Erstens nehmen einen manche Leute erst gar nicht für 
voll, Männer vor allem. Und dann gibt es natürlich ein Problem mit 
der Besetzung. Wer so aussieht wie ich, gilt manchen als nicht 
seriös. Für bestimmte Charaktere und in bestimmten Filmen werde ich 
einfach nicht besetzt. Aber das geht wohl allen so - und es gibt 
sicher Schlimmeres, als für gut aussehend gehalten zu werden.
Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs? Was macht Sie Ihrer Meinung 
nach zu etwas Besonderem?
Vor allem hatte ich Glück. Ich hatte das Glück, dass ich gerade da
war, als man in den USA Mitte der 80er-Jahre plötzlich Engländer 
suchte. Und schwul zu sein war sowieso das Allerbeste, was mir in 
meiner Karriere passieren konnte.
Die wenigsten homosexuellen Mitglieder des Show-Business hatten - 
wie Sie vor bald zwanzig Jahren - den Mut, sich zu outen. Haben Sie 
eigentlich niemals Angst gehabt, dass dies Ihre Kariere beenden 
könnte?
Eigentlich habe ich mich nie richtig geoutet. Das kam ganz 
organisch. Meine letzte Freundin hatte ich im Alter von 26, dann habe
ich das gestoppt. Ich war schwul, das war kein großes Event für mich,
es passierte einfach so. Im Prinzip finde ich aber die Bedeutung, die
heute dem persönlichen Coming Out beigemessen wird, ein wenig 
geschmacklos, und um ehrlich zu sein, auch ziemlich dumm. Jeder hat 
seine Vorlieben. Punkt. Und man sollte niemandem vorschreiben, wie er
damit umzugehen hat, ob er oder sie das öffentlich macht, oder nicht.
Es hat seinerzeit meiner Karriere schon einen Knick versetzt. Den 
großen romantischen Liebhaber könnte ich schon spielen, aber das wäre
nicht klug von mir, denn dann würde ich für mögliche Misserfolge 
verantwortlich gemacht, weil ich schwul bin. Und richtig große Filme 
gehen eher an Tom Cruise oder Nicolas Cage. In Amerika haben wohl 
viele Produzenten Angst, das Publikum könnte das nicht akzeptieren. 
In meiner Heimat stört das dagegen niemanden, und in der 
Oscar-Wilde-Verfilmung 'Ein idealer Gatte' konnte ich 
selbstverständlich Lord Goring sein.
Das ist ein Dandy...
Nein, ein Dandy ist eher eine antiquierte Erscheinung des 18. 
Jahrhunderts, der keine wirkliche Position hat, keine Klasse. Meine 
Figur in diesem Film aber hat Klasse. Er kommt aus der Aristokratie, 
aber er hat kein Geld, er lebt auf Pump - sein Kapital ist eigentlich
sein Witz.
Auf manche wirken Sie selbst wie ein Dandy?
Das überlasse ich den Leuten. Ich bewundere Oscar Wilde. Weniger 
für sein Werk, als für sein Leben. Er hat es verstanden, aus seinem 
Leben ein Kunstwerk zu machen. Dabei war er gar keine fürchterlich 
attraktive Person. Ich stelle ihn mir eher fett und schwitzend vor, 
immer betrunken, und ein wenig Furcht einflößend. Ich selbst bin ein 
viel stärkeres Arbeitstier. Vielleicht sehe ich aus wie ein Dandy, 
aber das sind nur meine Rollen. In meiner zweiten Hollywood-Karriere 
bin ich jetzt eben ein Schwuler, der einen Schwulen spielt. Ich finde
es eigentlich langweilig darüber zu reden, schwul zu sein, aber das 
muss ich wohl.
Wenn Sie Ihr Schwulsein nicht zum Thema machen möchten, war es 
dann besonders clever, eine Rolle wie die in 'Ein Freund zum 
Verlieben' zu übernehmen? Denn dort spielten Sie immerhin einen 
Homosexuellen - klar, dass sie dazu befragt werden...
Sie haben sicher recht. Aber ich bin ja nun nicht gerade berühmt 
dafür, ein großer Taktierer zu sein - wäre ich es, hätte meine 
Karriere nicht so einen Achterbahn-Verlauf genommen. Aber Madonna ist
eine sehr gute Freundin von mir. Ich wollte schon seit langem etwas 
mit ihr gemeinsam machen. Letztlich nehme ich die Rollen, die mir 
angeboten werden und die gut sind.
Gibt es Rollen, die Sie gerne spielen würden, aber nicht bekommen,
weil man Ihnen das nicht zutraut?
Ob es am Zutrauen liegt oder am Aussehen, weiß ich nicht. Aber mit
Hauptrollen werde ich nicht gerade überschüttet. Das liegt vor allem 
an den Männern. Sie glauben, dass die Sexualität eines Schauspielers 
eine Rolle spielt, dass die Frauen im Publikum an einem keinen 
Gefallen mehr finden können, wenn sie wissen: Den bekomme ich nie ins
Bett. Trotzdem bin ich zufrieden, ich habe eine gute Zeit. Aber wenn 
es nach mir ginge, würde ich tatsächlich sehr gerne einmal in einem 
Horrorfilm auftreten oder eine Action-Rolle bekommen. So etwas habe 
ich noch nie gemacht. Graf Dracula würde ich sehr gerne spielen.
Einen Briten muss man in so einem Fall fragen: Könnten Sie sich 
vorstellen, einmal James Bond zu spielen?
Oh ja, das würde ich wahnsinnig gerne. Aber ich fürchte, man wird 
mich nicht fragen. Leider. Vielleicht räche ich mich eines Tages. Sie
wissen vielleicht, dass ich gelegentlich Drehbücher schreibe. Eines 
von ihnen erzählt eine schwule Spionage-Geschichte. Es heißt JANE 
BOND.
Wenn man ihre Interviews nachliest, glaubt man nicht, dass es dazu
bald kommt: Über die britische Königsfamilie haben Sie gesagt, die 
seien alle völlig gestört. Wenn Sie eine Frau wären, würden Sie um 
keinen Preis in diese Familie einheiraten...
Nun wissen Sie, in unseren Zeiten muss man sich immer wieder ins 
Gespräch bringen. Wechselnde Freundinnen sind für viele Kollegen 
immer wieder ein guter Grund, mit einem Bild in die Zeitungen zu 
kommen. Geht bei mir nicht. Ich muss eben andere Promotion-Methoden 
erfinden. Denn um wirklich "in" zu sein, muss man mit der Freundin 
eines anderen irgendwo am West Hollywood Boulevard möglichst gut 
sichtbar einen Milch-Shake schlürfen. Wenn man offen schwul ist, dann
fehlt einem auch dieses Mittel der Promotion, und man bekommt nicht 
einmal halb soviel Medien-Aufmerksamkeit wie die Hetero-Kollegen. Ein
bisschen wahnsinnig ist dieser ganze Medienzirkus schon. Aber ich 
habe nichts zurückzunehmen. Ich bedaure nichts. Denn ich will nie in 
der Position sein, etwas öffentlich verteidigen zu müssen, hinter dem
ich nicht stehen kann. Darum sage ich immer, was ich denke.
Was erhoffen Sie noch von Ihrer Zukunft als Schauspieler?
Soll ich es Ihnen ganz ehrlich verraten? Ich möchte dick und fett 
werden, und im Kino wie auf der Bühne der Nachfolger des 
Charakterdarstellers Robert Morley werden. Den kennen Sie ja sicher: 
Der hat immer Butler und Geheimdienstchefs gespielt. Ohne ihn ist der
Posten frei geworden. Und ich könnte mich dann endlich richtig gehen 
lassen...
Interview: Rüdiger Suchsland
Textrechte: ©Presse Tele 5, Verwertung honorarfrei nur bei 
Programmhinweis auf Tele 5.
Wir lieben Kino.
Tele 5. Der Spielfilmsender

Pressekontakt:

Tele 5 Pressestelle:
Michaela Simon, Jochem Becker
Tel. 089-649568-175, -176, Fax. -119, E-Mail: presse@tele5.de
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