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"Glückliche Kinder sind nicht gefährdet." Uwe Ochsenknecht im Tele 5-Exklusiv-Interview

München (ots)

Am 22. Juni wird beim Filmfest München der
Kinder-Medien-Preis "Der weiße Elefant" des Medien-Club München e.V. 
vergeben. Die Laudatio hält der preisgekrönte Schauspieler und 
Musiker Uwe Ochsenknecht (52), selbst Vater von drei Kindern. Seine 
Söhne Wilson Gonzalez (18) und Jimi Blue (16) waren als Darsteller 
mit "Die Wilden Kerle" im Jahr 2003 selbst schon Gewinner des 
renommierten Filmpreises, den Tele 5, Hauptsponsor des Filmfest 
München, mit unterstützt.
Tele 5: Herr Ochsenknecht, was ist ein guter Kinderfilm?
Uwe Ochsenknecht: Er soll den Kindern vor allem Spaß machen. Sie 
müssen sich wiedererkennen, das Gefühl haben, dass sie wichtig sind 
und etwas bewirken können, in der Welt, in der sie leben. Da gibt es 
ja sehr viel, was sie verstehen wollen. Sie sollten das Gefühl haben,
dazu zu gehören.
Sollte ein Kinderfilm einen pädagogischen Anspruch haben oder 
lieber die heile Welt vorspiegeln?
Das mit der heilen Welt funktioniert, glaube ich, nicht. Man kann 
den Kindern nichts vormachen. Sie merken schon, wenn etwas nicht 
stimmt.
Kinderfilme heißen zwar so, die Drehbücher werden aber immer noch 
von Erwachsenen geschrieben. Ein Widerspruch?
Das muss man nicht so sehen. Erwachsene waren ja auch mal Kinder 
und können sich schon ganz gut in deren Vorstellungen hinein 
versetzen. Das ist ja schon allein deshalb wichtig, weil die Kinder 
sich diese Filme sonst gar nicht ansehen würden. Und das wissen die 
Produzenten auch. Es gibt allerdings auch ein gutes Beispiel aus 
Amerika, wo jemand mit einer Serie ein tolles Experiment gemacht hat.
Der Produzent hatte den Kinderdarstellern das Drehbuch gegeben und 
gesagt 'Lest Euch das mal durch'. Die haben dann gesagt, dies oder 
das, das sei doch ganz unrealistisch. 'Das würden wir nie so machen 
oder sagen'. Also ließ er sie selbst an den Drehbüchern mitschreiben.
Und die Serie war sehr erfolgreich. Kids schätzen vieles anders ein, 
als wir Erwachsene uns das vorstellen. Man ist immer wieder 
überrascht, was in ihnen vorgeht und was sie auch für Äußerungen 
machen. Worüber sie nachdenken...
Gibt es einen Kinderfilm, den Sie als Kind gesehen und nie 
vergessen haben?
'Peter Pan'. Da fliegt einfach ein Junge durchs offene Fenster, 
holt diese behüteten Kids raus aus ihrem beschaulichen Dasein und 
entführt sie in eine Phantasiewelt, in der sie die tollsten Abenteuer
erleben. Mir war damals schon klar, dass das alles erfunden ist. Aber
es war einfach eine faszinierende Vorstellung, diese Welt, in der nur
Kinder leben und alles so ist, wie man sich das als kleiner Junge 
vorstellt. All diese verschiedenen Rollen und Charaktere, die eine 
Gemeinschaft bilden und sich helfen. Noch eine ähnliche Geschichte, 
an die ich mich gut erinnern kann, ist 'Peterchens Mondfahrt'. Hier 
fliegen Kinder tatsächlich zum Mond. Das muss man sich mal 
vorstellen! Und dort treffen sie all diese märchenhaften Figuren. Bei
ihrem Abenteuer müssen sie immer wieder sehr mutig sein und erleben 
am Schluss, dass sie etwas gut machen konnten, was ein Erwachsener 
verbockt hat.
Gibt es ein Kinderbuch, das Sie gern selbst verfilmen würden?
Ganz spontan fallen mir die "Fünf Freunde" ein. Die habe ich als 
Kind alle gelesen. Auch da kommen Kinder zusammen, die sehr 
unterschiedliche Charaktere haben und sich zusammenraufen. Und dabei 
sehr geheimnisvolle und gefährliche Situationen erleben, in denen sie
schwierige Entscheidungen treffen müssen. Entscheidungen, die ihren 
Eltern sicher nicht gefallen würden und sie machen das trotzdem. Das 
hat mir imponiert. Ich könnte mir schon vorstellen, das zu verfilmen.
Im Moment gibt es noch so viel anderes, aber irgendwann, warum 
nicht...
In den Filmen, die Sie mit ihren Söhnen gedreht haben, spielen Sie
gern den strengen Erwachsenen. Es scheint aber so, dass Sie durchaus 
auf die Instinkte der Kinder vertrauen. Sind Kinder die besseren 
Menschen?
Ich glaube auf jeden Fall, dass alle Kinder, wenn sie auf die Welt
kommen, zuerst mal gut sind. Danach hängt ganz viel davon ab, in 
welchem Milieu sie groß werden und welche Erfahrungen sie machen. 
Damit verändert sich vieles und dann kann es auch passieren, dass sie
abdriften. Wenn das passiert, dann ist das aber ganz klar ein Zeichen
dafür, dass sie einfach keinen emotionalen Rückhalt haben.
Sie haben selbst früh das Elternhaus verlassen. Sollten Kinder 
bzw. Jugendliche früh selbstständig werden?
Kinder müssen auf jeden Fall selbst ausprobieren. Es hat keinen 
Sinn, ihnen alles zu verbieten. Zum Beispiel Drogen oder Alkohol. Das
wird alles überbewertet und immer so hoch aufgehängt. Kinder, die 
glücklich sind, sind auch nicht gefährdet. Die machen sicher auch mal
etwas, was ihren Eltern nicht gefällt. Aber wenn es nicht okay ist, 
spüren sie ja auch die Konsequenzen. Das ist ein Lerneffekt und 
gehört zum Leben dazu. Ich durfte zum Beispiel als Kind an Silvester 
die Eierlikörreste aus den Gläsern schlürfen. Deshalb bin ich noch 
lange kein Alkoholiker geworden. Man kann so etwas nicht durch 
Verbote steuern. Eltern kriegen außerdem oft gar nicht mit, was Ihre 
Kinder machen. Wenn die mit ihren Kumpels unterwegs sind, kommen sie 
in ganz andere Umfelder und sind den verschiedensten Einflüssen 
ausgesetzt. Was sie dabei annehmen und wie sie damit umgehen, ist 
dann auch eine Frage der Persönlichkeit und bei jedem Kind anders. 
Wir haben unsere Kinder ihre Erfahrungen machen lassen. Bei denen hat
das gut geklappt.
Sie haben zwei fast erwachsene Söhne und eine kleine Tochter. Wie 
ist das für sie im Vergleich. Machen Sie bei der Kleinen manches 
anders?
Die Kleine ist ja ein Mädchen, eine Frau. Das sind ganz andere 
Grundlagen. Das kann man nicht vergleichen. (lacht)
Wie war das für Sie als Vater, Ihre und andere Kinder am Set zu 
erleben. Hatten Sie den Eindruck, dass sich die Kinder dabei 
verändern?
Nein, überhaupt nicht. Die Kinder, die blöd waren, blieben das 
auch. Es ist nicht so, dass die Kids sich beim Filmen auf einmal ganz
anders benehmen. Die sagen nicht, ich bin jetzt ein Star oder so ein 
Quatsch. Die Persönlichkeit verändert das nicht. Jedenfalls hab ich 
es bei meinen Jungs nicht so empfunden.
Also die Mädels in den späteren Wilde-Kerle-Filmen drehen ganz 
schön auf...
Für die Mädchen war es vielleicht noch ein bisschen etwas anderes.
Denen macht das sicher Spaß, sich in Szene setzen zu können und 
auszuprobieren, wie das wirkt. Das ist aber auch nur ein Spiel.
Der Umgang mit den Medien kommt aber auch noch dazu. Das ist 
sicher nicht ganz einfach zu steuern.
Gut, meine Kinder kannten das von zuhause schon. Sie wussten, das 
darf man alles nicht so ganz ernst nehmen, was da geschrieben wird. 
Unsere Jungs konnten damit ganz gut umgehen und wir haben natürlich 
auch aufgepasst. Für uns war das kein Konflikt. Klar gibt es 
Zeitungen, die alles Mögliche schreiben. Heute mit den Handyreportern
ist das ja noch viel extremer. Die kriegen auch noch Geld dafür, dass
sie überall etwas aufnehmen. Aber wie gesagt, wir sind ein 
Schauspielerhaushalt. Für uns gehört das mit dazu.
Wie viel Fernsehen gibt es für die Kids zuhause? Oder schicken Sie
Ihre Kinder lieber ins Kino?
Das sollte man nicht so streng sehen. Die Kleine (Cheyenne 
Savannah, 7) guckt zum Beispiel gerne Ki.Ka. Dort zeigen sie von Haus
aus nichts, was für Kinder nicht geeignet wäre. Wir geben auch nicht 
vor, wie viel. Das macht wenig Sinn. Die Kinder gehen dann zu 
Freunden und gucken dort. Unsere beiden Jungs sind auch viel ins Kino
gegangen. Und sie haben die Filme geguckt, die zu ihnen gepasst haben
und nicht irgendwelche Actionsachen. Es gibt viele toll gemachte 
Kinderfilme. Zum Beispiel habe ich mit meiner Tochter "Hände weg von 
Mississippi" gesehen. Das ist ein wunderbares Beispiel für einen 
wirklich guten Kinderfilm, den ich mir auch selbst mit Begeisterung 
angeguckt habe.
Interview: Silke Schuffenhauer
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