Deutscher Verband Tiernahrung e.V. (DVT)
Antidumpingverfahren für den Futtermittelzusatzstoff Lysin
Berlin/Bonn (ots)
DVT und DRV fordern Neubewertung und Rücknahme der Zölle
Der Deutsche Verband Tiernahrung e. V. (DVT) und der Deutsche Raiffeisenverband e. V. (DRV) kritisieren die am 15.01.2025 in Kraft getretene Entscheidung der Europäischen Kommission zur Verhängung hoher Antidumpingzölle auf den Futterzusatzstoff Lysin aus China. "Die Hersteller von Vormischungen und Mischfuttermitteln sind zutiefst besorgt über das hohe Niveau der vorläufigen EU-Einfuhrzölle für die essenzielle Aminosäure Lysin", sagt Dr. Hermann-Josef Baaken, Sprecher der DVT-Geschäftsführung. Bei einem Gesamtverbrauch von ca. 500.000 Tonnen Lysinhydrochloridäquivalent in der EU bestünde derzeit eine Abhängigkeit der futterproduzierenden EU-Länder von China von bis zu 70 Prozent. DRV-Geschäftsführer Dr. Philipp Spinne: "Da es alternativ keine ausreichenden Lieferungen aus EU-Produktion oder anderen Drittländern gibt, würde die Umsetzung dieser Maßnahme erhebliche nachteilige wirtschaftliche Folgen für die tierische Wertschöpfungskette haben."
Gemeinsam mit dem europäischen Mischfutterverband (FEFAC) fordern DVT und DRV die EU-Kommission nachdrücklich auf, die bislang eingebrachten Argumente bei der endgültigen Festlegung erneut zu bewerten und die Antidumpingzölle rückwirkend zurückzunehmen. Baaken: "Essenzielle Aminosäuren und Vitamine wie Lysin müssen als "Kritische Stoffe" anerkannt werden. Die EU muss sich darum bemühen, durch eine gezielte Politik Investitionen anzuregen, um die Produktion zu steigern und die EU-Lieferkette hinsichtlich der EU-Bezugsquellen zu diversifizieren. Das kommt gleichzeitig der Versorgungssicherheit und dem Klimaschutz zugute." Ein Verzicht auf den Einsatz von Lysin könne in der Folge zu einer Ausweitung des Anteils von importiertem Soja in Futterrationen und damit zur Verdrängung heimischer Proteinträger wie Raps führen, so der DVT-Sprecher weiter.
DVT und DRV weisen auf die Notwendigkeit von kurz- und langfristiger Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen hin. Daher müsste die Abhängigkeit der EU von Einfuhren essenzieller Aminosuren reduziert und politische Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit konsequent angegangen werden. Hier gehe es insbesondere um gezielte strukturelle Maßnahmen zur Wiederherstellung einer wettbewerbsfähigen Fermentationsindustrie in der EU; die unverzichtbare Futtermittelzusatzstoffe herstellt.
Hintergrund der Verhängung von Antidumpingzöllen auf Lysin
Die EU-Kommission leitete im Mai 2024 aufgrund eines Antrages ein Antidumpingverfahren für Lysin ein. Nach einer intensiven Prüfung und Anhörung der Wirtschaft hat die EU-Kommission mit Wirkung zum 15.01.2025 vorläufige Zölle festgelegt, die bis zu 84,8 Prozent betragen. DVT und DRV lehnen Dumpingpraktiken, die gegen den Grundsatz des fairen Handels und gleicher Wettbewerbsbedingungen verstoßen, ab. Die Argumente der Futtermittelwirtschaft wurden im Laufe des Verfahrens eingebracht.
Lysin ist eine essenzielle Aminosäure, die einen unverzichtbaren Beitrag für die nachhaltige Fütterung landwirtschaftlicher Nutztiere leistet. Nur durch die Ergänzung von Lysin und anderen Aminosäuren in den Futterrationen ist die heute übliche, dem tatsächlichen Bedarf der Tiere angepasste, nährstoffreduzierte Fütterung überhaupt möglich. Lysin und seine Vorprodukte kommen überwiegend aus China und nur zu einem geringen Anteil aus der Produktion eines Unternehmens in Frankreich.
Über den DVT
Der Deutsche Verband Tiernahrung e. V. (DVT) vertritt als unabhängiger Wirtschaftsverband die Interessen der Unternehmen, die Futtermittel, Vormischungen und Zusatzstoffe für Nutz- und Heimtiere herstellen, lagern und damit handeln.
Über den DRV
Der DRV ist der politische Spitzenverband aller Genossenschaften und genossenschaftlich orientierten Unternehmen der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft. Als wichtiges Glied der Wertschöpfungskette Lebensmittel erzielen die 1.656 Mitgliedsunternehmen in der Erzeugung, im Handel und in der Verarbeitung pflanzlicher und tierischer Produkte mit 114.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 6.000 Menschen in Ausbildung einen Umsatz von 82,6 Milliarden Euro. Landwirte, Gärtner und Winzer sind die Mitglieder und damit Eigentümer der Genossenschaften.
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