Lausitzer Rundschau: Große Koalition bringt neues Gentechnikgesetz auf den Weg: Irreführung
Cottbus (ots)
Auch wenn das Lob durch Verbraucherschützer und Umweltverbände für die Einigung zum Gentechnikgesetz gestern aus berufenem Munde kam - mit dem Kompromiss wird es für die Konsumenten in den Supermärkten, beim Fleischer und beim Bäcker nicht wirklich leichter. Zum einen werden Abstandsflächen zwischen gentechnikfreien und gentechnisch veränderten Feldern vorgegeben, die für die Realität nicht taugen. Wer glaubt denn schon, dass 150 beziehungsweise 300 Meter hinreichend sind, um die Natur daran zu hindern, Pollen und Pflanzensamen zu verbreiten. Frankreich hat genau wegen dieser Risiken gerade den Anbau von Genmais untersagt. Eine Regierungskommission kam dort zu dem Schluss, dass genveränderte Pflanzensamen "über Dutzende, sogar Hunderte Kilometer" verteilt werden können. Verhalten sich gentechnisch veränderte Pflanzen in Deutschland anders als in Frankreich? Noch ärgerlicher für den Verbraucher ist jedoch die geplante Kennzeichnung "ohne Gentechnik". Denn "ohne Gentechnik" heißt nicht etwa frei von gentechnisch veränderten Zusatzstoffen in der Tierzucht. So sind etwa Vitamine, Enzyme und Medikamente erlaubt. Zusätzlich lässt die Bezeichnung "ohne Gentechnik" Verunreinigungen von bis zu 0,9 Prozent zu, die etwa durch angrenzende Anbauflächen von Genpflanzen stammen können. Dass diese Verunreinigungen vor allem über Sojaprodukte längst auch den Weg bis in die Babynahrung geschafft haben, hat die Zeitschrift "Ökotest" schon im September vergangenen Jahres bewiesen. Was hindert die Große Koalition daran, gentechnikfreie Produkte auch mit einer entsprechenden Bezeichnung zu schützen? Verbraucher, die bewusst auf gentechnisch behandelte Inhaltsstoffe in Lebensmitteln verzichten wollen, werden durch den jetzt vorliegenden Gesetzentwurf in die Irre geführt. Und Bio-Bauern, die es ernst meinen, werden benachteiligt.
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