Lausitzer Rundschau: Ölpreise im Höhenflug Neue Strategie gesucht
Cottbus (ots)
Die Spekulanten sind die ersten, die die Notlage wittern. Sie treiben die Preise für Öl und Ölprodukte weltweit an. Das können sie, weil der Höhepunkt der Förderung nach der Einschätzung vieler Experten mit 80 Millionen Barrel pro Tag, das sind zwölf Milliarden Liter, bereits überschritten ist. Nun sinkt sie. Und das bei steigendem Bedarf, vor allem in China und Indien. Die Verbraucherländer werden abhängiger von fast durchweg undemokratisch regierten Lieferanten und damit erpressbarer. Die Ölversorgung der Welt wird immer mehr zu einer Frage des Preises. Global und für jeden Einzelnen. Die Schwellenländer bezahlen ihr industrielles Wachstum weit teurer als wir seinerzeit unseres. Und unser Wachstum wird gestoppt werden, mit gravierenden Folgen für die labile soziale Struktur. Fast schon rührend sind die Versuche hiesiger Politiker, die Autofahrer um einige Steuercent vom Benzinpreis oder durch eine höhere Pendlerpauschale zu entlasten. Das hielte nur bis zum Herbst. Dabei gibt kaum noch ein privates Gespräch, in dem es nicht um eine neue Heizung oder ein verbrauchsärmeres Fahrzeug geht. "Weg vom Öl" ist für viele längst zur finanziellen Überlebensnotwendigkeit geworden und kein Ökothema mehr. Die Regierung aber hilft den Menschen bisher kaum. Der Wirtschaftsminister macht ihnen Hoffnungen, dass sich die Preise wieder stabilisieren könnten. Und die Koalitionsparteien blockieren die Möglichkeit einer beschleunigten Energiewende nach wie vor mit ihrem Streit um die Atomenergie. Die Energiefrage gehört spätestens nach der Bundestagswahl ins Zentrum deutscher Politik. Das Land braucht einen klaren Fahrplan, eine wirkliche Strategie, die den Verbrauch von Öl herunterfährt. Die Abtrennung der Stromnetze von den Energieriesen ist eine der wichtigsten Maßnahmen, damit die erneuerbaren Energien bessere Marktzugänge bekommen. Dann die Festlegung eines Energiemixes der Zukunft, mit einer Priorität auf regenerative Quellen, aber auch mit einem neuen Kompromiss über die Atomkraftwerke. Und schließlich die massive Forschungsförderung für Antriebe, die ohne den schwarzen Stoff auskommen. Die nächste Bundesregierung braucht auch ein neues Ministerium für Energiewirtschaft, das die Kompetenzen des Umwelt-, Wirtschafts- und Verbraucherministeriums in diesen Fragen bündelt und nebenbei auch ihren bisherigen Streit beendet. Denn ideologische Grabenkämpfe an versiegenden Zapfsäulen sind ungefähr das Letzte, was den Verbrauchern jetzt hilft.
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