Lausitzer Rundschau: DOSB-General Vesper wegen Zensur-Äußerungen in der Kritik Widerlich verständnisvoll
Cottbus (ots)
Die Vorfreude ist einem Gefühl der Beklemmung gewichen. Olympische Spiele - sollten sie eigentlich Anlass zu froher Neugierde auf das globale Fest des Sports sein, steht Peking 2008 für die Politisierung der Spiele schlechthin. Da sind die Äußerungen von Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), nur ein weiteres Kapitel im Buch mit dem hässlichen Titel Die Naivität der Funktionäre im Angesicht des chinesischen Regimes. Er hat für seinen Vergleich von Internet-Zensur in China und Sperren rechtsradikaler Webseiten in Deutschland zu Recht verbal Prügel bezogen. Gestern suchte Vesper das Gesagte dann als Missverständnis zu entschärfen. Ob Missverständnis oder nicht - der Vorfall offenbart ein weiteres Mal die enorme Naivität von Sportfunktionären. Vesper steht in Peking der deutschen Olympiamannschaft vor, repräsentiert also unsere Demokratie. In diese Position gehört jemand mit Courage. Einer, der die richtigen Worte findet, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Doch so wie das Internationale Olympische Komitee eingeknickt ist vor der Zensur-Wut der chinesischen Behörden, so widerlich verständnisvoll begegnet jetzt einer der obersten deutschen Sportfunktionär dem Regime. Die Vergabe der Olympischen Spiele nach Peking infrage zu stellen, ist am Vortag ihrer Eröffnung sinnlos. Deutliche Worte aber hat das hilflose Hinnehmen chinesischer Repression durch die Sportfunktionäre verdient. Die Hoffnung, mit der Austragung der Spiele würde sich der Prozess der Öffnung in der Volksrepublik beschleunigen, sei bitter enttäuscht worden, klagt die Menschenrechtsorganisation amnesty international. Dennoch: Es wäre zu einfach, sich mit dem Entflammen des Olympischen Feuers auf die sportliche Dimension der Spiele zurückzuziehen. Mit Beginn der Wettkämpfe öffnet sich ein Fenster, das in einem bisher nicht gekannten Maße die Aufmerksamkeit auf die Vorgänge in China lenkt. Alle Welt blickt nach Peking - Missstände anzuprangern ist immerhin ein erster Schritt. Respekt gilt deshalb etwa der deutschen Degenfechterin Imke Duplitzer, der offenbar nicht egal ist, was im Gastgeberland vor sich geht. Aus Protest gegen die Tibet-Politik und die Menschenrechtssituation in China will sie der Eröffnungsfeier fernbleiben.
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