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Lausitzer Rundschau: Südossetien soll unabhängig werden Wirklichkeitsverlust

Cottbus (ots)

Dass der Kreml jetzt die willfährigen Abgeordneten
vorschickt, um die Unabhängigkeit der umstrittenen Region Südossetien
ins Gespräch zu bringen, wird die Beziehungen zur EU und zu den USA 
weiter belasten. Der vor Beginn der militärischen 
Auseinandersetzungen von weniger als 100 000 Menschen bevölkerte 
Landstrich ist auf sich gestellt gar nicht lebensfähig - faktisch 
wäre eine dauerhafte Trennung von Georgien nur denkbar mit einer 
Grenzverschiebung. Solch eine Expansion Russlands aber wäre ein 
weitreichender Präzedenzfall.
Wesentlich besorgniserregender aber ist die damit einher gehende 
Bewusstseinstrübung in den Köpfen so vieler Entscheidungsträger 
Russlands. Jetzt mit großem propagandistischem Aufwand als 
Schutzmacht unterdrückter regionaler Minderheiten aufzutreten, ist 
schon angesichts des blutigen Feldzugs gegen die 
Unabhängigkeitsbestrebungen der Tschetschenen eine Absurdität.
Vor allem aber scheint Moskau völlig zu vergessen, welche 
Erinnerungen solch ein Vorgehen in Mittel- und Osteuropa wachruft. 
Balten, Polen, Tschechen, Slowaken, Ungarn, Finnen und Ukrainer haben
ihre eigenen Erfahrungen gemacht mit Truppen, die damals Sowjetarmee 
hießen, von Russen allerdings befehligt wurden. Diese leidvolle 
Vergangenheit scheint all denen völlig entrückt zu sein, die sich 
jetzt in einer fast schon grotesken Wiederholung der Geschichte als 
Befreier der Völker präsentieren. Seit dem Zusammenbruch der 
Sowjetunion wird mit der kleinen ossetischen Minderheit in Georgien 
ein unwürdiges Spiel getrieben - von beiden Parteien des Konflikts. 
Die Abchasen, die zweite von Moskau unter die Fittiche genommene 
Minderheit, wurden nach den nie völlig aufgeklärten Massakern an 
Georgiern von 1993 zu Mordkomplizen. Sollte dies jetzt den Grund 
liefern für die Verschiebung der russischen Grenzen, wäre es 
tatsächlich das Aus für die weitere Zusammenarbeit zwischen der EU 
und Russland. Denn im Gegensatz zu 1945 haben diesmal die Polen, die 
Tschechen und Ungarn ein gehöriges Wort mitzureden.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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