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Lausitzer Rundschau: Die Bundeswehr und ihr Einsatz in Afghanistan Fast ein Krieg

Cottbus (ots)

Die vergangenen Wochen haben klar werden lassen,
dass die Legende vom vornehmlich humanitären Bundeswehr-Einsatz in 
Afghanistan nicht länger hält. Die deutschen Soldaten sind in einen 
bewaffneten, tödlichen Konflikt verwickelt. Sie sind Ziel von 
Taliban-Kämpfern, und sie sind in dieser Auseinandersetzung auch in 
der Gefahr, ihrerseits schuldig zu werden am Tod von Unbeteiligten.
Der Krieg allerdings, dem sie ausgesetzt sind, ist keiner im 
herkömmlichen Sinne. Und sie sollten auch keinen solchen führen. Es 
ist deswegen gut, dass jetzt die Staatsanwaltschaft ermittelt, 
inwieweit Angehörige der Bundeswehr Schuld auf sich luden, als sie 
drei unschuldige Menschen töteten. Es ist wichtig, dass sich keiner 
mit solch' schrecklichen Vorfällen abfindet, bei denen gegen den 
Drogenhandel gerichtete Straßensperren - eine klassische 
Polizeiaufgabe übrigens - zu tödlichen Fallen für Kinder werden. Wenn
sich dergleichen wiederholt, wird der gesamte Einsatz der Bundeswehr 
in jedem Falle völlig sinnlos.
Sinnlos wird er aber auch dann, wenn das Bündnis insgesamt jetzt 
nicht endlich ein militärisches Vorgehen auf den Prüfstand stellt, 
das wieder und wieder den Tod von Zivilisten und darunter auch noch 
den von vielen Kindern in Kauf nimmt. Nicht etwa Sprengstoff-Fallen 
oder Selbstmordkommandos stellen auf Dauer die größte Gefahr für die 
Soldaten dar. Wenn Afghanen zu der Erkenntnis gelangen, ihr eigenes 
Leben zähle weniger oder gar nicht, werden sie sich nicht länger mit 
der Präsenz ausländischer Truppen abfinden, und dann wird es 
tatsächlich jenen Krieg geben, von dem jetzt schon ständig geredet 
wird.
Der Unterschied zwischen einem erfolgreichen Einsatz und einer 
vorhersehbaren Katastrophe besteht in erster Linie im unbedingten 
Respekt vor den Menschen in diesem leidgeprüften Land. Deswegen auch 
steht die Bundeswehr vor der überaus schwierigen Aufgabe, sich so 
wenig wie möglich wie eine kämpfende Armee und viel eher wie eine 
Polizeitruppe zu verhalten. Wenn sie dies nicht kann, sollte sie 
lieber heute als morgen den Rückzug antreten.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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