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Lausitzer Rundschau: Zum Banken-Rettungspaket der Bundesregierung Handeln in Krisenzeiten

Cottbus (ots)

Die Situation der vergangenen zwei Wochen war
existenziell, und wie in jeder existenziellen Situation zeigen sich 
die wahren Charaktere der Handelnden. Zuerst die Banker. Sie sind 
abgetaucht. Von Selbstkritik keine Spur. Nur der Ruf nach dem Staat 
als Retter. Die Banken möchten am liebsten so weitermachen wie 
bisher. Die Geste des Deutsche Bank-Chefs Ackermann, in diesem Jahr 
auf seine Bonus-Zahlungen zu verzichten - zugunsten der 
Bankmitarbeiter, nicht zugunsten des Steuerzahlers - spricht Bände. 
Hier hat sich eine echte Parallelgesellschaft entwickelt, die sich 
mit dem Rest der Gemeinschaft nicht mehr verbunden fühlt. Dem wird 
man ein nachhaltiges Ende bereiten müssen.
Dann die Regierung. Entschlossenes Krisenmanagement der Großen 
Koalition, das ist anzuerkennen. Aber hier ist ebenso wenig 
Selbstkritik zu hören, was die Fehleinschätzungen der vergangenen 
Jahre angeht. Weniger Staat und mehr Liberalisierung, das war die 
Losung. Und nun zeigt sich, dass das Kapital keine Moral kennt. Dass 
es nicht automatisch mehr Wohlstand bringt, sondern mitunter das 
Gegenteil. Dass es Grenzen braucht. Ja, wir haben uns geirrt, und wir
werden unsere Politik nachhaltig ändern, das würde man jetzt gern von
Angela Merkel (CDU) wie Guido Westerwelle (FDP), von Peer Steinbrück 
wie Frank-Walter Steinmeier (beide SPD) hören. Schließlich die 
Opposition. Linke und Grüne haben gestern nicht zugestimmt, obwohl 
sie keine Alternative zu dem Rettungspaket hatten und es 
erklärtermaßen notwendig fanden. Sie konnten sich diesen Luxus nur 
leisten, weil Union, SPD und FDP die Verantwortung übernahmen. Sie 
werden ihrer Klientel nun sagen: Für die Reichen sind 500 Milliarden 
da, für die Hartz-IV-Empfänger aber nicht. Das ist nicht nur 
populistisch, das ist schäbig. Fast hätte man noch die CSU dazu 
zählen müssen, wie auch einige Länder, die wie immer um Geld und 
Geltung feilschten. Aber sie kriegten im letzten Moment noch die 
Kurve.
Bewiesen hat sich die Handlungsfähigkeit und 
Verantwortungsbereitschaft des Staates in Krisenzeiten. Aber wie 
steht es um diese Handlungsfähigkeit und Verantwortungsbereitschaft, 
wenn noch keine Krise herrscht? Wenn nur einige wenige auf die 
Gefahren hinweisen? Beispiel Klimaveränderung, Beispiel globale 
soziale Ungleichgewichte. Von einer Lehre aus dieser Woche wird man 
erst sprechen können, wenn die Verantwortung bei allen und zu jeder 
Zeit empfunden wird, und wenn es Regeln gibt, die solche 
Verantwortung im Zweifel erzwingen.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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