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Lausitzer Rundschau: Ökonomische Wetterpropheten Wirtschaftsforscher legen Konjunkturprognose vor

Cottbus (ots)

Kräht der Hahn auf dem Mist, dann ändert sich das
Wetter - oder es bleibt wie es ist. Die Meteorologen haben diesen 
alten Spottreim eigentlich nicht mehr verdient, denn das Wetter ist 
mittlerweile ganz gut vorhersagbar. Jedenfalls für eine Woche. Die 
Ökonomen aber wagen sogar Prognosen für die nächsten fünf Jahre. 
Obwohl sie es - neben nackten Zahlen - mit einer noch viel 
schwierigeren Materie zu tun haben: der Psychologie der Märkte und 
der Massen.
Sie haben keinerlei Erfahrung mit der Krisenanfälligkeit einer voll 
globalisierten Wirtschaft. Sie kennen die Wechselwirkungen eines 
ausgeuferten Finanzsystems mit der Realwirtschaft nicht. Beides sind 
völlig neue Phänomene. Und trotzdem wagten die Institute gestern eine
Prognose für das deutsche "Wirtschaftswachstum" in diesem Jahr: minus
sechs Prozent. Und für nächstes Jahr: minus 0,5.Prozent. Und bis 
2013: null Prozent. Um die Bemerkung hinterher zu schieben, es könne 
auch ganz anders kommen. Mit Verlaub: Diese Art von Wissenschaft ist 
ungefähr das Letzte, was das Land derzeit braucht. Soll man, ob für 
den privaten Haushalt oder als Kapitaleigentümer, jetzt investieren 
oder nicht? Vorgestern noch, bei steigendem Dax und überraschend 
positivem ZEW-Konjunkturbarometer wäre man geneigt gewesen, es zu 
tun. Gestern, nach der Gemeinschaftsdiagnose der "führenden" 
Wirtschaftsinstitute, schon nicht mehr. So werden die Minus sechs 
Prozent, die im Wesentlichen auf den schon eingetretenen Einbrüchen 
beruhen, zur selbst erfüllenden Prophezeiung. Das gilt zumal dann, 
wenn nächste Woche die Regierung diese Zahl übernimmt. Warum nennt 
man nicht Ross und Reiter, warum stellt man der Voraussage nicht das 
Bekenntnis voran, dass die weitere Entwicklung auch davon abhängt, 
was man politisch tut? Vor allen Dingen bei den Finanzmärkten, die 
noch immer außer Rand und Band sind.
 Apropos führend: Die Institute waren in den vergangenen Jahren immer
vorne mit dabei, wenn es um das Loblied auf die freien Finanzmärkte 
ging. Und auch bei jeder neoliberalen Mode. Wo war die Forschung, die
sich mit Risiken des Bankensektors beschäftigt hat, wo die 
Aufforderung an die Regierenden, dem Treiben Einhalt zu gebieten? Nun
empfehlen die Institute die Verstaatlichung maroder Banken und einen 
Zwangsrettungsschirm. Politische Ratgeber, die den Daumen nur nach 
draußen halten, um zu registrieren, woher der Wind weht, braucht 
ebenfalls kein Mensch. Das können die Meteorologen eindeutig besser.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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