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Lausitzer Rundschau: Das ist Krieg! Die Bundeswehr und der Nato-Luftangriff von Kundus

Cottbus (ots)

Es sind noch zu viele Fragen unbeantwortet, um
sich ein gesichertes Urteil über das ganze Ausmaß dessen zu erlauben,
was in der Nacht zum Freitag im Verantwortungsbereich der Bundeswehr 
in Afghanistan geschah. Was unstrittig ist, beinhaltet allerdings 
schreckliche Nachrichten. Die Nachschublinien des deutschen 
Kontingents sind selbst wenige Kilometer von den Lagern entfernt 
nicht sicher und die einheimischen Hilfskräfte riskieren ihren Hals. 
Die deutschen Offiziere vor Ort wissen sich nicht anders zu helfen, 
als mit dem letzten Mittel, einem gnadenlosen Luftangriff, zu 
antworten. Die Begründung dafür klingt traurig genug. Man sei davon 
ausgegangen, dass nur "Beteiligte" betroffen sein würden - was offen 
lässt, ob und wie die Bundeswehr etwas vom Schicksal der von ihr 
bezahlten Fahrer wusste. Unstrittig ist auch das 
schlagzeilenträchtige Ergebnis: Es sind Dutzende von Menschen 
gestorben. Möglichst viele Gegner umzubringen, sollte allerdings 
nicht das Ziel des deutschen Einsatzes sein, hieß es früher. Selbst 
wenn die Toten des Freitags alle Taliban-Kämpfer gewesen sein 
sollten, so waren sie auch junge Männer mit Vätern und Müttern und 
Geschwistern. Wer die Taliban nur noch durch Massaker zu stoppen 
weiß, hat den Krieg schon verloren, den der deutsche 
Verteidigungsminister nicht einen solchen nennen will. Nicht erst 
seit Freitag, aber jetzt um so drängender, stellt sich der deutschen 
Politik die Frage, ob sie die Streitkräfte des Landes in ein 
Abenteuer führt. Es gibt viele gute Argumente, die ein Engagement in 
Afghanistan rechtfertigen. Denn die Herrschaft der Taliban war ein 
großes Verbrechen. Aber es gibt keine Gründe dafür, solch einen 
Einsatz herunterzuspielen. Den Preis dafür zahlen Deutsche wie 
Afghanen. Es ist inzwischen viel zu viel schief gelaufen, als dass in
Berlin weiter zur Tagesordnung übergegangen werden kann. Der Einsatz 
der Bundeswehr bedarf einer schnellen Neuausrichtung und der Abzug 
aus dem fernen Land darf dabei kein Tabu sein.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

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