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Lausitzer Rundschau: Der Markenkern fehlt Angela Merkel und die Modernisierung der CDU

Cottbus (ots)

Es ist an der Zeit, Angela Merkel mal wieder zu
loben, nachdem sie in den vergangenen Wochen doch so heftig 
kritisiert worden ist. Die CDU-Vorsitzende und gewiefte Taktikerin 
hat es erneut verstanden, die zaghaft aufgekommene, innerparteiliche 
Kritik an ihrer Führung und dem Profil der Partei mit gelassener, 
mütterlicher Fürsorge auf der CDU-Klausur zu erdrücken. Kompliment, 
wenn man bedenkt, welch ein miserables Wahlergebnis die CDU mit ihr 
an der Spitze bei der Bundestagswahl im September 2009 eingefahren 
hat.
Merkels Umarmungsstrategie funktioniert also trotz Bauchschmerzen 
einiger Partei-Granden immer noch prächtig. Die Frage ist, ob sich 
diese aufs Land ausgedehnte Kuschel-Taktik am Ende auch für die 
Partei insgesamt auszahlen wird. Das wiederum muss man bezweifeln.
Denn in einem Punkt ähnelt die Union doch inzwischen stark der SPD: 
Wie den Genossen auch ist den Christdemokraten durch Merkels 
Modernisierungskurs der Markenkern abhanden gekommen. Mag sein, dass 
die CDU dadurch auf der einen Seite für neue Schichten wählbarer 
geworden ist. Aber auf der anderen Seite wurde viel Stammklientel 
auch durch überflüssig ungeschicktes Agieren der Vorsitzenden 
verprellt. Bei der SPD hat die Preisgabe dessen, wofür sie einst 
stand, zum politischen Niedergang und zugleich zum Erstarken der 
Linken geführt.
Die Union trudelt indes schleichend bergab, wie die vergangenen 
Wahlen auch in den Ländern belegen. Merkels Partei hat großes Glück, 
dass es rechts von ihr keine konservative Kraft gibt, die die 
Unzufriedenen auffängt.
 Nun kann man natürlich sagen, dass es in einem Fünf-Parteien-System 
nur richtig ist, Politik als Gemischtwarenladen zu verstehen. Da ist 
sicher Wahres dran. Hier etwas für Arbeiter, dort etwas für 
Konservative, nicht zu vergessen ein Angebot für Wirtschaftsliberale 
oder umweltbewusste Ökopaxe. Strategisch gesehen macht es sogar Sinn,
eine Partei und ihr Angebot auf die Art zu differenzieren, wenn man 
regieren und keine Optionen ausschließen will. Insbesondere in einer 
Gesellschaft, wo Bindungen immer seltener sind und politische 
Überzeugungen sich von jetzt auf gleich verändern können. Nur: Wenn 
aus der Themenvielfalt eine gehörige Portion Beliebigkeit wird, dann 
stößt man die Stammwähler vor den Kopf und der Beutezug in anderen 
politischen Gefilden ist zum Scheitern verurteilt. Und genau das ist 
das Problem der Union, weil es das Problem ihrer Vorsitzenden ist.
 Wofür Merkel auf den verschiedenen Politikfeldern steht, weiß man 
nicht. Ihre Leidenschaftslosigkeit und mangelnde Bereitschaft, 
Position zu beziehen und die Agenda vorzugeben, schadet der Union. 
Das ist der Punkt. Magere 33,8 Prozent bei der Bundestagswahl 
beweisen dies. Die Vorsitzende muss sich daher auch ändern, nicht nur
die Partei.

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