Alle Storys
Folgen
Keine Story von Lausitzer Rundschau mehr verpassen.

Lausitzer Rundschau

Lausitzer Rundschau: Verpasste Chance Zum Vorschlag über die Einführung einer Pkw-Maut

Cottbus (ots)

Freie Fahrt für freie Bürger - so lautete in den
70er-Jahren ein von der Automobilindustrie und den entsprechenden 
Verbänden propagierter Slogan, mit denen sich die Lobbyisten gegen 
ein Tempolimit auf deutschen Straßen wehrten - und sich schließlich 
durchsetzten. Eine Wiedergeburt dieser emotionalen Parole könnte 
bevorstehen. Wenn auch mit leichter Bedeutungsverschiebung: Denn die 
deutschen Pkw-Fahrer können zwar weiterhin richtig Gas geben, sollen 
jedoch nach Ansicht des Präsidenten des Verkehrsgerichtstages, Kay 
Nehm, für die Nutzung der Fernstraßen in Zukunft zur Kasse gebeten 
werden.
Reflexartig melden sich die Automobilclubs zu Wort: Ungerecht, 
inakzeptabel, Abzocke! Bau und Unterhaltung der Autobahnen würden 
ohnehin aus Steuermitteln bezahlt. Zusätzlich eine Pkw-Maut verlangen
zu wollen, sei absurd, heißt es vom ADAC. Mit dieser etwas schiefen 
Logik geht der Interessenverband allerdings davon aus, dass jeder 
deutsche Steuerzahler automatisch auch das Fernstraßennetz nutzt. 
Wohl eher ADAC-Wunschdenken als Realität.
Etwas schrill klingt auch die Befürchtung vonseiten des Auto Club 
Europa (ACE), wonach mit der Straßengebühr die Steuererleichterungen 
für Hoteliers und Erben finanziert werden sollen. Doch die Sorge, 
dass die Haushaltslöcher statt die Schlaglöcher mit der Maut gestopft
werden könnten, ist nicht unbegründet. Denn auch die Einnahmen aus 
der Lkw-Maut kommen eher den öffentlichen Haushalten zugute als dem 
Straßennetz. Eine Überwachung der zweckgebundenen Verwendung wäre 
auch im Falle der Pkw-Maut nur schwer möglich. Außerdem flösse ein 
nicht unerheblicher Teil der Einnahmen in die Verwaltung des 
Maut-Systems.
30 bis 40Euro jährlich soll laut Vorschlag des 
Verkehrsgerichtstags-Präsidenten Kay Nehm die Pkw-Vignette kosten. Im
Gegenzug soll um denselben Betrag die Kfz-Steuer gesenkt werden. Das 
klingt kostenneutral, ist aber nicht gerecht. Denn die Dummen sind 
jene, die die Autobahn einmal im Jahr nutzen, um ihre Verwandten zu 
besuchen - und genauso viel zahlen wie der Vielfahrer.
Mit seinem unausgegorenen Vorschlag verpasst Nehm die Chance, eine 
wirklich zeitgemäße Diskussion zu dem Thema anzustoßen, denn die 
Maut-Pläne liegen schon lange in der Schublade von Verkehrsminister 
Ramsauer. Die Maut wird kommen. Sie existiert bereits in den meisten 
europäischen Staaten. Es ist Zeit, darüber nachzudenken, wie man mit 
einer gerechten und entfernungsabhängigen Straßengebühr den 
Verkehrsfluss sinnvoll regeln kann, wobei die Einnahmen auch 
tatsächlich dem Wegenetz zugutekommen. An einer sachlichen Diskussion
zum Thema sollten auch die Interessenverbände teilnehmen, bevor die 
alten Parolen wieder aufgewärmt werden.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

Original-Content von: Lausitzer Rundschau, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Lausitzer Rundschau
Weitere Storys: Lausitzer Rundschau
  • 26.01.2010 – 22:05

    Lausitzer Rundschau: Linke beseitigt ihr Personalproblem / Einig uneins

    Cottbus (ots) - Im ICE-Tempo haben die Linken ihr Machtvakuum formal beseitigt. Die Bilder von Gregor Gysis leichenblasser Miene bei der Rückzugs-Ankündigung Oskar Lafontaines sind noch allgegenwärtig, da hat die letzte Integrationsfigur der Partei schon die komplette Erbengemeinschaft des Saarländers formiert. Bei näherer Betrachtung der Kandidaten für ...

  • 26.01.2010 – 22:03

    Lausitzer Rundschau: Leihärzte in Krankenhäusern / Begrenzter Einsatz

    Cottbus (ots) - Von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, hat sich ein neues Beschäftigungsverhältnis für Ärzte entwickelt: Leiharbeit. Was bisher in Produktionshallen und in der Dienstleistungsbranche üblich war, hält in Krankenhäusern Einzug. Doch eine Klinik ist ein besonders sensibler Bereich. Wer sich als Patient dort hin begibt, muss sich auf das ...