Lausitzer Rundschau: Verfallsdatum überschritten Zur Unterzeichnung des Start-Abrüstungsvertrages
Cottbus (ots)
Das jetzt so viel gepriesene Abrüstungsabkommen zwischen den USA und dem Rechtsnachfolger und Waffenerben der einstigen UdSSR ist tatsächlich alles andere als der Beginn einer neuen Zeit. Es ist noch nicht einmal der Schlussstrich unter jene Hochrüstung des Kalten Krieges, die zu einem völlig absurden Raketenwettlauf führte. Auch diesmal ist die Vereinbarung noch geprägt vom Misstrauen und insbesondere auf der russischen Seite von der Unterstellung, der Partner habe tatsächlich ganz andere als die vorgegebenen Absichten. Insofern ist das Verfallsdatum der jetzt abgesprochenen Verringerung der nuklearen Zerstörungspotenziale längst überschritten. Denn mit dem Fall der Mauer in Berlin, mit dem Scheitern der kommunistischen Gewaltherrschaft war kein Grund mehr erkennbar für diese Anhäufung todbringender Waffen. Genau genommen gab es ja zu keiner Zeit eine verständliche Begründung für Arsenale, die das Leben auf unserem Planeten gleich mehrfach auslöschen hätten können. Hätte man sich darauf verlassen, dass die jeweils andere Seite noch nach einigermaßen vernünftigen Kriterien handelt, so wäre es ja nie zu dem Wettrüsten gekommen. Nun ist heute, nach zwanzig Jahren Gerede von Partnerschaft, noch immer nicht klar erkennbar, dass man sich wechselseitig keine Schurkerei, vor allem aber selbstmörderische Dummheit zutraut. Deswegen auch verharren die Zahlen für Trägersysteme und Sprengköpfe auch nach der Absenkung auf einem viel zu hohen Niveau. Von der Verwirklichung seiner Vision einer nuklearwaffen-freien Welt ist der US-Präsident Barack Obama jedenfalls weit entfernt. Und so lange die USA auf dem Aufbau von Systemen beharren, die sie unverwundbar machen könnten, wird das in Jahrzehnten angehäufte Misstrauen auch nicht abgetragen werden können. So ist das Signal, das von der Zeremonie in Prag ausgeht, auch überaus bescheiden. Man redet wieder ein wenig miteinander. Nach vielen verpassten Gelegenheiten ist dies immerhin ein Neuanfang im Dialog. Wie weit er reicht, ist noch nicht absehbar. Denn die Amerikaner beobachten ja nicht ohne Grund die Entwicklung in Russland mit Sorgen - und Moskau bleibt nach den Bush-Jahren verständlicherweise weiter auf vorsichtiger Distanz.
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