Lausitzer Rundschau: Weg vom Generalverdacht Die Katastrophe von Nachterstedt und die Lausitz
Cottbus (ots)
Keine Erklärung -keine Sicherheit. Das ist ein schlechtes Zwischenfazit, ein Jahr nach der Bergbau-Katastrophe in Sachsen-Anhalt. Vor allem die Betroffenen, die Angehörigen der drei Todesopfer und die 40Menschen, die Haus und Heim verloren haben, verdienen eine zügige Aufklärung. Die Theorien, wie es zu dem Unglück kommen konnte, sind vielschichtig: Die einen vermuten ein Erdbeben als Initial für die Rutschung, ein Experte aus dem Erzgebirge ist sich sicher, dass ein "versteckter Damm", der den Zufluss von Grundwasser in den Concordia-See verhindert hat, eine Mitschuld trägt. Wirklich aufklären können diesen Fall jedoch nur Experten, die sich intensiv mit den Gegebenheiten in Nachterstedt befassen. Solange jedoch die Unglücksstelle aus Sicherheitsgründen nicht untersucht werden kann, wird auch der Bergbausanierer LMBV die Antwort auf die Frage nach der Ursache der Katastrophe schuldig bleiben müssen. Wichtig ist: Jeder Sanierungsbergbau hat gewisse Eigenarten, die nicht miteinander zu vergleichen sind. Das ist in der Lausitz ein entscheidendes Argument. Deshalb lässt sich ein Vergleich zwischen Nachterstedt und der Lausitz nur sehr bedingt ziehen. Während die teils zerstörte Siedlung in Nachterstedt auf einer früheren Kippe gebaut worden ist, stehen nahezu alle Wohnstandorte in der Lausitz auf gewachsenem Boden, der nie vom Bergbau vereinnahmt worden ist. Natürlich gibt es auch in der Lausitz Bereiche im Altbergbau, die noch immer für Leib und Leben gefährlich sind. Dazu gehören Flächen in Lauchhammer ebenso wie um den Knappensee bei Hoyerswerda. Dort haben die Bergämter in Brandenburg und Sachsen eingegriffen und-auch zum Ärger mancher Anwohner-Grundstücke gesperrt. Diese Gebiete müssen saniert werden, gelten jedoch ebenso als Einzelfälle. Zudem gehören sie aufgrund ihrer Historie vor 1945 gar nicht in den eigentlichen Einflussbereich der LMBV. Wer jedoch auch am ersten Jahrestag der Katastrophe in Nachterstedt alle Bergbauregionen im Osten Deutschlands unter Generalverdacht stellt, sie als gefährdet brandmarkt-ohne sich mit den speziellen Gegebenheiten auseinanderzusetzen-handelt verantwortungslos und bringt im Fall der Lausitz eine gesamte Region, die sich nach dem abrupten Ende des Bergbaus Stück für Stück ein neues Image aufbauen will, in Misskredit.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Original-Content von: Lausitzer Rundschau, übermittelt durch news aktuell