Lausitzer Rundschau: Zum 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden
Cottbus (ots)
Es war ein großes, fröhliches Fest des Glaubens. Selten gab es in den vergangenen Jahrzehnten so einen erfolgreichen Deutschen Evangelischen Kirchentag, wie den, der am Sonntag in Dresden zu Ende ging: Mehr als 120 000 Dauerteilnehmer waren zuletzt 1995 zu einem Protestantentreffen gekommen. Der Kirchentag prägte die Stadt, und so mancher Dresdner kam, sah und ließ sich einladen, zumindest als Zaungast an einem Konzert oder einer Veranstaltung des Protestantentreffens teilzunehmen. Nun gehören volle Gottesdienste und überfüllte Podiumsdiskussionen bei jedem Kirchentag zum Alltag - aber in Dresden spürte man auch geistlichen Tiefgang und ein intensives Interesse der Kirchentagsbewegung an allen Themen rund um Gottesdienst und Spiritualität. Bei den politischen Themen war das anders. Aus dem "Wutbürger" ist der "Gutbürger" geworden, sagte Kirchentagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt im Abschlussgottesdienst. Und diese Phrase passt durchaus zum Bild des Kirchentags in Dresden: Es ging nicht mehr um Politik, es ging um Politikvermittlung. Es ist bezeichnend, wenn eine Kirchentagsresolution gegen den Rechtsextremismus nicht zu Stande kommt, weil die Teilnehmer der Veranstaltung zu früh den Saal verlassen. Und während 1981 der damalige Bundesverteidigungsminister Hans Apel (SPD) auf einem Kirchentag noch mit Tomaten beworfen wurde, überreichte die Moderatorin einer Kirchentagsveranstaltung in Dresden dem heutigen Amtsinhaber Thomas de Maizière (CDU) eine ganze Reihe Zettelchen, auf denen die Besucher dem Minister gute Wünsche für sein neues Amt notiert hatten. Vielen ging es schlicht um das "Merkel gucken", das "Käßmann erleben", die hautnahe Begegnung mit den Prominenten. Trotz alledem setzte auch dieser Kirchentag Signale: Eindrückliche Voten gab es für den Atomausstieg, für den Frieden in Afghanistan, für die Flüchtlinge im Mittelmeerraum und gegen die Abschiebung von Roma in den Kosovo. Aber dass viele Christen dieser Meinung sind, ist eigentlich schon lange keine Überraschung mehr. Der Kirchentag bekräftigte, verstärkte ihre Position, wie ein großes Brennglas. Neues gab es wenig. Der wirkliche Schatz des Kirchentages war deswegen ein anderer: Die Erinnerung an schöne Tage an der Elbe, und daran, dass es 120 000 Christen durchaus gelungen ist, mitten in Ostdeutschland, in einer säkularisierten Großstadt, fröhlich ihren Glauben zu feiern. Das hat vorher niemand so erwartet - und die Sachsen können sich darauf durchaus etwas einbilden.
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