Lausitzer Rundschau: Butter bei die Fische Die Diskussion über die Einheits-Uni braucht Substanz
Cottbus (ots)
Die ersten Schock- und Euphoriewellen sind verebbt. Doch noch immer ist das Thema "Neugründung einer Energie-Universität Lausitz", seit nunmehr zwei Wochen auf dem Markt der Meinungen, Top-Gesprächsthema. Aber worüber sprechen wir eigentlich? Das ist zurzeit das größte Problem aller, die mitdiskutieren, seien es Wissenschaftsinteressierte, Hochschulangehörige, Studenten oder Politiker. Darüber klagten Redner in der politischen Landtagsdebatte am Donnerstag, darüber klagte gestern auch der Präsident der BTU Cottbus im Gespräch mit der RUNDSCHAU. Um zielführend diskutieren zu können, fehlt Substanz. Das macht die Debatte inzwischen ein wenig unheimlich. Es wäre also an der Zeit, dass das Wissenschaftsministerium angesichts des ehrgeizigen Zeitplans - im Wintersemester 2013/14 sollen die ersten Studenten an der neuen Uni immatrikuliert werden - Butter bei die Fische gibt. Die Grundzüge des Plans von Wissenschaftsministerin Sabine Kunst stehen hingegen fest und sehen zunächst einmal attraktiv aus: Eine Universität, die ihre Stärken zusammenlegt und die Schwächen beseitigt, die sich auf wesentliche Merkmale wie das für die Lausitz typische Thema "Energie" konzentriert und damit ihre Ausstrahlung erhöht. Synergieeffekte setzen Ressourcen frei, die beitragen können, die Qualität zu steigern. Statt sich im Fusionsdickicht zu verzetteln, wird ein klarer Strich gezogen, BTU und Hochschule Lausitz werden einfach aufgelöst, mit viel Trommelwirbel eine neue Universität gegründet. Eine Einrichtung, die sowohl Merkmale einer anwendungsorientierten Fachhochschule als auch einer Spitzenforschung betreibenden Universität trägt. "Ja, mach nur einen Plan", denkt sich der Kritiker - aber hält er auch der Wirklichkeit stand? Möglich ist alles, auch, dass der Plan nach hinten los geht. Die Bedenken der Skeptiker sind nicht einfach vom Tisch zu wischen. So haben sich beide Hochschulen einen Namen gemacht, der bei einer Neugründung mit einem Wisch verschwinden könnte. Das Experiment könnte Drittmittelgeber verunsichern. Die Unsicherheit über den ungewissen Ausgang könnte zudem junge Menschen abschrecken, sich in Cottbus oder Senftenberg einzuschreiben. Es gibt ein Mittel gegen Unsicherheit. Es heißt "Information". Die Diskussion benötigt Futter. Nach dem Paukenschlag der Ministerin vor zwei Wochen, als sie der RUNDSCHAU ihren Plan offenbarte, warten nun viele Akteure auf Details, um die Diskussion in die eine oder andere Richtung voranzutreiben. Denn eines will niemand. Dass es so ausgeht wie Bertolt Brechts "Lied von der Unzulänglichkeit des menschlichen Strebens": "Und mach dann noch 'nen zweiten Plan, gehn tun sie beide nicht."
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