Lausitzer Rundschau: Ein deutsches Armutszeugnis Migranten sind ein ungenutztes Potenzial
Cottbus (ots)
Staaten wie die USA oder Kanada haben traditionell ein entspanntes Verhältnis zur Einwanderung. Denn auch die Einheimischen haben dort fast durchweg selbst ausländische Wurzeln. Für Deutschland dagegen war schon der Begriff "Einwanderungsland" jahrzehntelang ein rotes Tuch. Einwanderer wurden Gastarbeiter genannt, womit sie auch zur Selbstberuhigung als eine Art vorübergehende Erscheinung beschrieben worden waren. Die negativen Spätfolgen dieses politischen Irrtums lassen sich bis heute besichtigen. Vor allem bei den Migranten mit türkischen Wurzeln, der mit 2,9 Millionen Menschen zweitgrößten Gruppe nach den Aussiedlern. Obwohl nahezu die Hälfte von ihnen bereits hier in Deutschland geboren ist, es sich also gewissermaßen um die deutscheste aller Einwanderungsgruppen handelt, weist sie die größten Integrationsprobleme auf. Nur die wenigsten haben die Hochschulreife oder einen akademischen Abschluss erreicht. In erster Linie deshalb, weil die türkischen Zuwanderer der ersten und zweiten Generation ihren geringen Bildungsstand an die Kinder vererbt haben und noch weiter vererben, wie die Bevölkerungsforscher herausfanden. Hier hat nicht nur die deutsche Bildungspolitik versagt. Auch für die Migrationspolitik insgesamt ist dieser Zustand ein Armutszeugnis. Durch den derzeitigen Zuwanderungsboom wird dieses Problem leider zugedeckt, zumal es sich überproportional um gut qualifizierte Neuankömmlinge handelt. Doch dieser Boom wird nicht ewig anhalten. Auch darauf haben die Forscher aufmerksam gemacht. Schon vor dem Hintergrund der demografischen Herausforderungen muss die deutsche Politik den Bildungsverlierern unter den hier lebenden Migranten besondere Aufmerksamkeit schenken. Sie sind ein ungenutztes Potenzial.
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