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Lausitzer Rundschau

Lausitzer Rundschau: Lehrstellenlücke belebt Streit um Ausbildungsabgabe

Cottbus (ots)

Nun ist sie raus, die Zahl, die uns seit Monaten
in Prognosen das Fürchten lehrt. Und siehe da: Die Lehrstellenlücke,
einst auf 170 000 geschätzt, beträgt gerade noch gut 20 000.
Angesichts dessen, was drohte, ist dieses Ergebnis erfreulich.
Zufrieden geben kann sich damit trotzdem niemand. Denn jeder einzelne
Jugendliche, der bei seinem Start ins Berufsleben keine Chance
erhält, ist ein Spiegel für die Unzulänglichkeit von Politik und
Wirtschaft gleichermaßen. Keine Frage also, es muss was geschehen.
Nur was? Die aktuelle Debatte liefert keine überzeugende Antwort.
Sicher wäre es möglich, mit einer Zwangsabgabe Geld einzusammeln und
dieses entweder auf ausbildende Betriebe zu verteilen oder für
weitere außerbetriebliche Angebote einzusetzen. Was aber auf gar
keinen Fall dadurch entsteht, sind zusätzliche betriebliche
Ausbildungsstellen. Die folgen sinnvollerweise einem anderen Kalkül,
nämlich einer betrieblichen Personalentwicklung, die auf
unternehmerischen Perspektiven beruht. Der Weg zur Stabilisierung des
Ausbildungsmarktes führt damit zwangsläufig über einen
gesamtwirtschaftlichen Aufschwung. Das macht es nicht leichter, denn
wie groß an dieser Stelle die Ratlosigkeit ist, ist aus den
unsäglichen Reformdebatten bekannt. So wenig hilfreich der Streit um
die Zwangsabgabe ist, er passt ins Bild. Die Bundesregierung droht
mit ihr, obwohl sie sonst als oberstes Ziel die Entlastung der
Wirtschaft propagiert. Die Wirtschaft wiederum bekämpft sie, obwohl
sie stets fordert, dass die Arbeitskosten sinken. Mit einer Abgabe
aber, die Geld von nicht ausbildenden zu ausbildenden Betrieben
umverteilt, würde Ausbildung billiger. Einmal mehr bleibt
festzuhalten: Die wirtschaftspolitische Debatte ist noch immer nicht
am Kern der Probleme angelangt. Die Politik muss einsehen, dass ihre
Rezepte nicht Dynamik schaffen, sondern Stagnation. Die Wirtschaft
wiederum täte gut daran, die missliche volkswirtschaftliche Lage
nicht zu sehr zur Durchsetzung ihrer Partikularinteressen zu
missbrauchen.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau

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