Lausitzer Rundschau: zu: Die Erinnerung an das Leben in der DDR
Cottbus (ots)
Wie gefangen in einer Zwickmühle scheint er zuweilen, der Rückblick auf das Leben in der einstigen Republik, der sehr deutschen, viel weniger demokratischen. Entweder war da die Stasi, die schreckliche Geheimpolizei fast überall oder sie war, weil sie nun doch nicht überall war, gar niemals irgendwo. Dahinter steckte einerseits der Vorwurf an die, die sich scheinbar blind und taub gestellt hatten und andererseits der Unwille, das eigene Leben im Nachhinein noch einmal kritisch zu würdigen. Die DDR wurde reduziert auf Verfolgte und Bösewichte oder aber zu einem skurrilen Ereignis, in dem es sich manchmal, zumeist sogar auch ganz gut leben ließ. In gewisser Weise ist diese überflüssige Auseinandersetzung um die vierzigjährige kommunistische Herrschaft tatsächlich der letzte Sieg der Staatssicherheit. Sie war nie so mächtig, wie im Blick zurück, wo sie viel zu viel bestimmt. Dieser späte Triumph kommt vielen allzu recht, weil er ablenkt vom Wesentlichen. Denn nicht die Geheimpolizei hat sich einst einen Staat gegründet, sondern die Staatspartei SED hat sich der Stasi bedient. Wer die DDR-Geschichte auf Stasi, Mauer oder Knast reduziert, wird aus ihr auch nur sehr unzureichende Schlussfolgerungen ziehen können. Und wer sich darüber freut und seinerseits vom Trabi bis zur goldenen Hausnummer alles nur etwas eigenartig, ansonsten aber eher niedlich findet, der hat seine eigene, oft allzu erklärliche Angst vor der Wahrheit. Die DDR war ein von einer Minderheit politisch gewolltes, mithilfe der Sowjetunion erzwungenes System, das seinen Praxistest Tag für Tag an vielen Stellen nicht bestand. Ihr Scheitern war nicht etwa die Stasi, ihr Scheitern vollzog sich in diesem Alltag. Wer ihn ehrlich schildert, beschreibt auch die Gründe für diesen schmerzhaften Prozess des Niedergangs. Es gibt im Westen sowieso und im Osten zunehmend immer weniger Menschen, die dieses Leben in der DDR noch kennen. Deswegen sollte daran erinnert werden. Die Risiken, die mit dem Blick zurück verbunden sind, können in Kauf genommen werden. Es kann ja einiges aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt werden. Dafür taugt die DDR ganz hervorragend.
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