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Lausitzer Rundschau: Jan Ullrich beendet seine wechselvolle Karriere als Radprofi Letzte Chance vertan

Cottbus (ots)

Die große Frage in solchen Momenten des Rücktritts
lautet immer: Was bleibt? Was bleibt uns also vom Radprofi Jan 
Ullrich in Erinnerung? Zunächst natürlich seine beispiellosen 
Erfolge. Ullrich war 1997 der erste deutsche Sieger bei der Tour de 
France. Er war Weltmeister und Olympiasieger. Sein größter Verdienst 
ist jedoch, dass er den deutschen Straßenradsport aus der jahrelangen
Tristesse geholt und wieder hoffähig gemacht hat.
Es wird aber auch die Erinnerung an den Menschen Jan Ullrich bleiben.
Er war längst nicht so stark wie der Radprofi Jan Ullrich und 
durchaus den schönen Seiten des Lebens zugetan. Der Kampf des 
gebürtigen Rostockers um sein Idealgewicht füllte stets bis zum 
Tour-Start die Zeitungsspalten und bewegte seine Fans. Sie standen 
auch zu ihm, als er 2002 zum ersten Mal mit Doping-Anschuldigungen 
konfrontiert wurde. Ullrich, der sich nicht nur bei der 
Zusammenstellung des Teams manchmal benahm wie ein bockiges Kind, 
wurde gerade deswegen gemocht. Weil er ein Star mit Ecken und Kanten 
war.
Allerdings hat Ullrich viel von diesem Kredit verspielt. Als bekannt 
wurde, dass er in das Dopingnetzwerk des spanischen Mediziners 
Eufemiano Fuentes verwickelt sein soll, rückten sein damaliges Team, 
die Öffentlichkeit, aber auch viele Weggefährten von ihm ab. Sicher, 
bisher gibt es nur Indizen. Aber sie sind erdrückend. Dass Ullrich 
trotzdem auf die Unschuldsvermutung pocht, ist sein gutes Recht in 
Deutschland. Immerhin darf sein ehemaliger Konkurrent Ivan Basso aus 
Italien, der gegen die Doping-Verdächtigungen ebenfalls auf Zeit 
spielte, längst wieder Rennen fahren.
Deshalb sollte auch der Radsport den Rücktritt des gefallen Helden 
zum Anlass nehmen, seine Anti-Doping-Strukturen zu überarbeiten. Dass
der Fall Ullrich acht Monate nach den ersten Verdächtigungen immer 
noch nicht aufgeklärt ist, zeigt den dringenden Handlungsbedarf. Das 
monatelange juristische Tauziehen hat nicht nur Jan Ullrich, sondern 
dem gesamten Radsport geschadet.
 Doch der rechtliche Aspekt ist die eine Seite. Die andere Seite ist,
dass Ullrich als ehemaliges Vorbild auch eine Verantwortung gegenüber
vielen Radsportlern hat. Und dieser Verantwortung ist er mit dem 
bizarren Auftritt gestern bei seiner Abschiedspressekonferenz nicht 
gerecht geworden. Ullrich, der keine Fragen der Journalisten zuließ, 
hat sich ausschließlich als Opfer inszeniert. Er hat gestern die 
letzte Chance vertan, endlich reinen Tisch zu machen.

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Lausitzer Rundschau

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