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Lausitzer Rundschau: Das Frankfurter Urteil zur Frauenmisshandlung Besserwisser als Richter

Cottbus (ots)

Die einzigartige Welle der Empörung, die jetzt
über eine Frankfurter Familienrichterin hereinbricht, lässt 
aufhorchen. Offensichtlich hat die Frau mit ihrer Interpretation 
islamischen Rechts und der Bereitschaft, darauf zurück zu greifen, 
einen wunden Punkt getroffen.
Aber hat sie damit ungewollt auch der Bundesrepublik einen Spiegel 
vorgehalten, in dem erschreckende Tendenzen sichtbar werden? Hilft 
es, bei der Urteilsschelte die gesamte Gesellschaft unter 
Generalverdacht zu stellen? Sicher sind Vorurteile und Unkenntnis 
über den Islam weit verbreitet. Das führt dann zu dem Trugschluss, 
jeder gläubige Muslim neige sowieso zu Gewalttätigkeiten. Und sicher 
gibt es umgekehrt auch eine Bereitschaft, Toleranz gegenüber anderen 
Kulturen als Verzicht auf die eigene Wertordnung zu missdeuten. Und 
damit Verfehlungen hinzunehmen, die nicht akzeptiert werden können.
 Es kann aber durchaus davon ausgegangen werden, dass die Mehrzahl 
der Menschen in Deutschland einen prügelnden Ehemann für unzumutbar 
halten, völlig unabhängig davon, ob anderswo dergleichen an der 
Tagesordnung sein sollte. Und wir brauchen darin nicht 
Nachhilfeunterricht für Männer vom Kneipenwirt bis zum Professor oder
gar noch bei den Frauen in diesem Land.
Das Frankfurter Fehlurteil besteht ja darin, dass da jemand aufgrund 
seiner Befähigung zum Richteramt glaubte, es eben besser zu wissen, 
als die anderen. Dass da jemand im Namen des Volkes - des deutschen -
zu einer Gesetzesinterpretation kam, die die Anwendung von Normen 
ermöglichen würde, die jeder vernünftige Mitteleuropäer abscheulich 
finden muss. Das Frankfurter Fehlurteil ist nur erklärlich in unserem
System der Rechtsfindung und der Auswahl derer, die dann Recht 
sprechen.
Hier auch liegt das Skandalöse des Falles. Wenn eine Richterin von 
Nicht-Juristen darüber aufzuklären ist, dass Schläge ein Angriff auf 
die Würde eines Menschen sind, dann war ihre Berufung der 
entscheidende Fehler. Und es steht zu befürchten, dass zumindest 
darin Frankfurt kein Einzelfall ist. Gefordert aber sind dann die 
Politiker, die sich jetzt mit Kraftausdrücken überschlagen, aber bei 
der Auswahl der Richter das letzte Wort haben.

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Lausitzer Rundschau

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