Mitteldeutsche Zeitung: zu Türkei/Erdogan
Halle (ots)
Die Türkei kuscht nicht mehr vor den Europäern, sie trumpft auf. Das neue Selbstbewusstsein stützt sich auf die wachsende Wirtschaftskraft. Heute liegt Ankara in der Rangliste der größten Wirtschaftsnationen auf einem beachtlichen Platz 17. In der EU wäre sie sogar, wenn sie dazugehörte, die Nummer sieben. Seit Erdogans Amtsantritt vor acht Jahren hat sich das statistische Pro-Kopf-Einkommen verdreifacht. Wer wirtschaftlich stark ist, hat auch politisches Gewicht. Die Türkei beginnt, in die Rolle einer Regionalmacht hineinzuwachsen. Erdogans Auftritt in Düsseldorf zeigte aber auch: seine Türkei bleibt ein Land der Widersprüche. Sie schielt einerseits nach Westen, besinnt sich aber zugleich auf die konservativen Werte des Islam; sie bekennt sich einerseits zur europäischen Integration, hängt aber zugleich in ihrer Außenpolitik neo-osmanischen Großmachtträumen nach. Erdogans Türkei geht zunehmend ihren eigenen Weg.
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