Mitteldeutsche Zeitung: Neuer Schultyp Nur vier Gemeinschaftsschulen gehen an den Start
Halle (ots)
In Sachsen-Anhalt gehen mit Beginn des neuen Schuljahres Ende August nur vier von 169 Sekundarschulen als Gemeinschaftsschulen an den Start, in denen Schüler über die vierte Klasse hinaus gemeinsam lernen. Das berichtet die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung (Montag-Ausgabe). Die Einführung der Gemeinschaftsschule, die als Prestigeprojekt der SPD in der Koalition gilt, war erst im November 2012 beschlossen worden. Allerdings hatte es zuvor langwierige Diskussionen gegeben. Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) sprach trotz der geringen Zahl von einem "Erfolg" angesichts des kurzen Zeitraumes.
Scharfe Kritik an dem neuen Modell kommt vom Philologenverband: "Längeres gemeinsames Lernen gereicht Kindern zum Nachteil", sagte der Vorsitzende der Gymnasial-Lehrer-Gewerkschaft, Jürgen Mannke. Würden Schüler in kleineren, auf sie zugeschnittenen Gruppen unterrichtet, hätten sie eher Erfolgserlebnisse und "ein Ziel vor Augen, dass sie erreichen können". Mannke bemängelte zudem, dass Kinder in der Gemeinschaftsschule bis zum Ende der 8. Klasse auf Sekundarschul-Niveau unterrichtet werden sollten. Erst danach solle es je nach Abschluss differenzierte Angebote geben. Den Schülern, die das Abitur anstrebten, fehle dann aber die gymnasiale Vorbildung der Klassenstufen fünf bis acht.
Zurückhaltend äußerte sich auch die Bildungsgewerkschaft GEW. "Die Gemeinschaftsschule ist eine Chance für eine Schule, ein interessantes Profil zu entwickeln", sagte Landesvorsitzender Thomas Lippmann. Allerdings seien die Unterschiede der Gemeinschaftsschule zur integrierten Gesamtschule, an der es den Sekundarschul- und den Abitur-Bildungsgang unter einem Dach gibt, bisher nicht recht deutlich geworden. Für Mannke ist die integrierte Gesamtschule sogar der Beleg dafür, dass es das neue Modell nicht braucht: "Es gibt seit 20 Jahren nur drei integrierte Gesamtschulen im Land. Die Eltern haben da offenbar keinen Bedarf."
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