Mitteldeutsche Zeitung: Joachim Gauck zum Jahrestag des Mauerfalls
Abschied von Sehnsuchtsbildern nehmen
Halle (ots)
Halle. Joachim Gauck, früherer Bundesbeauftragter für die Stasi- Unterlagen, hat die Menschen in den neuen Ländern zu mehr Zuversicht und Verantwortungsbereitschaft aufgerufen. Wichtig ist, sich zu erinnern, dass wir für uns und unsere Kinder die Freiheit erkämpft haben. Und wir müssen begreifen, dass wir als politisch Erwachsene von Sehnsuchtsbildern Abschied zu nehmen haben, sagte Gauck in einem Gespräch mit der in Halle (Saale) erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Dienstag-Ausgabe): Wir sind angekommen in der Freiheit - und in einer Gesellschaft, die viele Mängel hat. Demokratie ist immer verbesserungswürdig. Die schnell vollzogene Einheit sei zwar ökonomisch und politisch vernünftig gewesen, so Gauck, doch habe sich später erwiesen, dass sie für die Psyche der Menschen eine gewaltige Strapaze war. Ostdeutsche, die doch gelernt hatten, keine Verantwortung zu übernehmen, sollten nun über Nacht freie Bürger sein und mit denen aus dem Westen konkurrieren, die das schon ein Leben lang trainiert hatten. Zu den Hartz IV-Protesten erklärte Gauck, der seit 2003 Vorsitzender des Vereins Gegen Vergessen - Für Demokratie ist, er habe Verständnis für Menschen, die 50 Jahre alt sind, arbeiten wollen und keinen Job finden. Die sollen nicht einfach zu Hause sitzen und dulden, sondern ihren Protest laut sagen - auch auf der Straße. Allerdings habe man anderen eingeredet, dass es ihnen nach den Sozialreformen schlechter gehen werde: Das entspricht nicht der Wahrheit, so Gauck. Hier habe vor allem die PDS versucht, mit der Angst Politik zu machen.
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