Mitteldeutsche Zeitung: Osteuropäische Saisonkräfte Deutsche Bauern bangen um ihre Polen
Halle (ots)
Sachsen-Anhalts Obstbauern sorgen sich um ihre langjährig bewährten polnischen Erntehelfer, berichtet die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung" (Mittwochausgabe). Wenn sie bei uns künftig weniger verdienen, werden viele von ihnen wegbleiben, zitierte das Blatt den Landwirt Karlheinz Friederich aus Eisleben.
Nach dem EU-Beitritt des Nachbarlandes hatten Berlin und Warschau vereinbart, dass deutsche Landwirte, die polnische Saisonkräfte einstellen, vom 1. Juli an für viele von ihnen Beiträge an die polnischen Sozialkassen zahlen müssen. Das betrifft vor allem Helfer, die ihren bezahlten Urlaub auf Feldern oder Plantagen verbringen, erläuterte Joachim Witkowski, Referent im Landesbauernverband Sachsen-Anhalt. Bei Studenten, Hausfrauen und Rentnern bleibe hingegen alles beim Alten. Für sie müsse der deutsche Arbeitgeber lediglich die Krankenversicherung entrichten.
Weil künftig 27 Prozent des von den Polen verdienten Lohnes in deren Heimatland abgeführt werden müssen, befürchten die Obstbauern, dass die Helfer nicht mehr kommen. Das würde auch deutsche Arbeitsplätze gefährden, weil sich der Obstbau dann für viele Bauern nicht mehr lohnt, sagt Witkowski. Zumal deutsche Landwirte künftig neben dem regulären Lohn noch 20 Prozent Arbeitgeberanteil für die polnischen Sozialsysteme zahlen müssen.
Marion Caspers-Merk, Parlamentarische Staatssekretärin im zuständigen Bundesgesundheitsministerium, sprach von einer tragbaren Lösung. Sie stelle auf europäischer Ebene sicher, dass das Recht auf Freizügigkeit im Hinblick auf soziale Absicherung der Arbeitnehmer bei ihren erworbenen Anwartschaften angemessen berücksichtigt wird.
In Sachsen-Anhalt waren laut Regionaldirektion Sachsen-Anhalt- Thüringen der Bundesagentur für Arbeit bis Mai rund 3.800 Arbeitserlaubnisse für ausländische Erntehelfer erteilt worden, 90 Prozent davon an Polen. Landesagrarministerin Petra Wernicke (CDU) fordert, dass die Landwirte durch die Regelung nicht benachteiligt werden: Wenn das Verfahren zu bürokratisch ist, gehört es auf den Prüfstand. Bis zur nächsten Ernte muss alles glatt gezogen sein, sagte sie dem Blatt.
ots-Originaltext: Mitteldeutsche Zeitung
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