Stuttgarter Zeitung: Verkalkuliert: Kommentar zu Luxemburg/Juncker
Stuttgart (ots)
Jean-Claude Juncker hatte wohl bis zuletzt gehofft, er könne das Ruder noch herumreißen. Doch was er in seinem zweistündigen Plädoyer im luxemburgischen Abgeordnetenhaus ablieferte, war eine inhaltlich schwache Verteidigungsrede. Weder dort noch bei seinem fünfmaligen Erscheinen in der Untersuchungskommission trug der gelernte Jurist ernsthaft dazu bei, die fragwürdigen Vorfälle in dem ihm unterstellten Geheimdienst aufzuklären.
Juncker inszenierte sich als Opfer. Er könne beim besten Willen keine Verantwortung feststellen, entgegnete ein allzu selbstsicherer Mister Euro den Parlamentariern. Erst als sich eine Mehrheit gegen ihn abzeichnete, kündigte er - noch bevor es zum Votum über seine politische Verantwortung kam - den Rücktritt seiner Regierung an. Dass es sich die Abgeordneten nehmen ließen, ihre Stimme abzugeben, sagt viel über die Autorität Junckers im Großherzogtum aus.
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