Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Grüne/Spitzenkandidatur
Stuttgart (ots)
Dass Cem Özdemir seinen Hut für die Spitzenkandidatur in den Ring wirft, ist logisch, folgerichtig - und höchste Zeit. Seit acht Jahren steht der "anatolische Schwabe" an der Spitze der Bundesgrünen. Will er nicht als Prinz Charles in die Annalen eingehen, muss er diesen Führungsanspruch auch für die wichtigste Wahl anmelden. Ansonsten würde er als Parteichef eine "lame duck". Dass er nun springt, hat aber vor allem mit den Umständen zu tun. Während die Grünen im Bund noch immer vergeblich auf das Ende der Depression warten, zeigt die Partei im Südwesten gerade, wozu sie fähig ist - vorausgesetzt, sie hat die bürgerliche Mitte im Blick und dazu den passenden Kandidaten. Özdemir ist zwar kein zweiter Kretschmann, aber die Überzeugungen sind vergleichbar. Wäre er Spitzenkandidat, würde er die Grünen noch weiter kompatibel zur CDU machen - als Alternative zur SPD. Eine ganz andere Frage ist, ob seine Partei da mitspielt. Zwar zollt auch die Parteilinke den Baden-Württembergern zurzeit viel Lob, aber ganz geheuer ist vielen dieser Weg nicht. Zumindest werden die Grünen bei der Urwahl darauf achten, die geplante Doppelspitze auch mit Blick auf die Inhalte paritätisch zu besetzen. Bleibt es dabei, dass als Kandidatin allein Katrin Göring-Eckardt antritt, die den Realo-Flügel vertritt, wird es für den Realo Özdemir eng.
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