Ehrliches Etikett noch nicht in Sicht
foodwatch zur Lebensmittelkennzeichnung in der EU
Berlin (ots)
Gestrige Beschlüsse des EU-Parlaments werden entscheidende Änderungen der Lebensmittel-Kennzeichnung mit sich bringen. Zum einen müssen genetisch veränderte Zutaten gekennzeichnet werden. Zum anderen sind Hersteller zukünftig generell verpflichtet, mehr Angaben über die Zutaten verpackter Lebensmittel zu machen. Dies bedeutet insbesondere eine Erleichterung für Allergiker: Stoffe, die erwiesener Maßen Allergien auslösen können, müssen zukünftig unabhängig von ihrer Menge deklariert werden. Auch zusammengesetzte Zutaten sind bis auf einige Ausnahmen aufzuschlüsseln.
Bisher mussten Zutaten nicht auf dem Etikett erscheinen, sofern sie Teil von zusammengesetzten Zutaten sind, die weniger als 25 Prozent des Gesamterzeugnisses ausmachen. Zukünftig werden verschleiernde Inhaltsangaben wie "Fruchtzubereitung" oder "Getreidemischung" die Verbraucher seltener ärgern. Solche Zusammenfassungen sollen nur dann erlaubt sein, wenn der Anteil am Gesamtprodukt weniger als zwei Prozent ausmacht und es eindeutige Vorschriften für die Inhaltsstoffe der zusammengesetzten Zutat gibt. Diese Ausnahmeregelung soll auch für Saucen- und Kräutermischungen in Produkten gelten. Sind jedoch Zutaten im Produkt, die nachweislich Allergien auslösen können, muss generell deklariert werden. Darunter fallen zum Beispiel Erdnüsse, glutenhaltige Getreidesorten oder Ei- und Milcherzeugnisse. Dies ist um so wichtiger, als sich der Anteil von Menschen mit Lebensmittelallergien und -unverträglichkeiten inzwischen der Zehnprozentmarke nähert.
"Die ausführlichere Deklaration von Lebensmittelzutaten war überfällig. Qualitätsvergleiche von Lebensmitteln werden aber nicht automatisch leichter. Das 'ehrliche Etikett' ist noch nicht in Sicht", beurteilt foodwatch-Sprecher Carsten Direske die kommende Verordnung. Woher zum Beispiel das Fleisch in der Fertigbolognese stamme und wie es erzeugt werde, bleibe für die Verbraucher nach wie vor im Dunkeln. "foodwatch wird sich dafür stark machen, dass zukünftig auch die Herkunft und die Verarbeitung auf dem Etikett zu finden ist", erklärte Direske. Die EU-Richtlinie soll im September verabschiedet werden. Die Mitgliedsstaaten werden ein Jahr Zeit für die Umsetzung bekommen und die Hersteller ein weiteres Jahr für die Umstellung.
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