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INFOSAT Verlag

Im Dutzend teurer - Drei Euro für Empfang bisher freier Privatsender?

Betzdorf (ots)

- "Zweite Fernseh-Gebühr" für RTL, ProSieben und Co. soll drei 
     Euro betragen
   - Bis zu 3,8 Millionen digitale Sat-Receiver ohne CI oder
     integriertem Verschlüsselungssystem würden für den Empfang der 
     großen Privatsender unbrauchbar
   - Wer finanziert den Tausch der Set-Top-Boxen für die
     Endverbraucher?
   - Droht neue Auflage des d-box-Desasters?
Voraussichtlich drei Euro monatlich für den Empfang der
Privatprogramme der RTL-Gruppe (RTL, RTL II, Super RTL, Vox, n-tv
etc.) und ProSiebenSat.1 (ProSieben, Sat.1, Kabel Eins, N 24, Neun
Live) - dieses Szenario könnte für deutsche Fernsehzuschauer bald
Wirklichkeit werden, sollten die Umwälzung der deutschen
Fernsehlandschaft wie geplant vonstatten gehen.
Nach Informationen des Digitalmagazins INFOSAT, Europas Nr. 1 zum
Thema Digitalfernsehen, sollen die großen Privatsender verschlüsselt
ausgestrahlt und den Zuschauern zu einem monatlichen Preis von
voraussichtlich drei Euro angeboten werden. Dieser Preis soll nach
Informationen aus Branchenkreisen pro Set-Top-Box und nicht pro
Haushalt gezahlt werden. Dies berichtet das Digitalmagazin INFOSAT in
seiner aktuellen Ausgabe Nr. 214 (Januar 2006), die ab dem 16.
Dezember im Handel erhältlich sein wird.
Zweite Fernseh-Gebühr
Experten vermuten, dass die "zweite Fernseh-Gebühr" weiter
ansteigen wird - ob durch die Ausweitung des Angebotes oder im Zuge
allgemeiner Preisentwicklungen. Neben dem zusätzlichen Entgelt für
die bislang frei empfangbaren Programme wäre für viele Zuschauer eine
weitere Investition vonnöten: Nach INFOSAT-Informationen werden sich
Ende 2005 rund 3,8 Millionen Set-Top-Boxen für den unverschlüsselten
Satelliten-Empfang im Markt befinden (INFOSAT Nr. 210, September
2005, S. 22). Diejenigen Zuschauer, die weiterhin auf den Empfang von
RTL, ProSieben und Co. nicht verzichten wollen, sehen sich dann
gezwungen, in ein neues Endgerät mit Common Interface zu investieren.
Nur so lassen sich diese und andere verschlüsselten Programme
tatsächlich empfangen. Ob dieser Umstieg subventioniert wird, ist
bislang völlig offen.
ASTRA, zu hundert Prozent Eigentümer von ASTRA Platform Services
(APS, vormals DPC) hatte bereits am 14. November 2005 in einer
Pressemitteilung auf die Vorteile von digitalen Receivern mit
Common-Interface-Schnittstelle hingewiesen: "Ausgerüstet mit einem
entsprechenden Modul und einer Smart Card können es diese Geräte den
Konsumenten ermöglichen, auch in Zukunft auf möglichst viele der
neuen verfügbaren Inhalte und Dienste zuzugreifen."
Einheitsbox: Neues d-box-Desaster
Branchenvertreter sprechen unterdessen von einem neuen
d-box-Desaster und sehen wieder eine Einheitsbox auf den Markt
zukommen. Das proprietäre Boxensystem scheiterte grandios, erst der
freie Boxenmarkt machte Pay-TV erfolgreich (INFOSAT Nr. 213, Dezember
2005, S. 14). Das neue Pay-TV-Angebot könnte über APS abgewickelt
werden. Für die Ausstrahlung von verschlüsselten Programmen auf
dieser Plattform soll ausschließlich das von PREMIERE ebenfalls
verwandte Verschlüsselungssystem Nagravision eingesetzt werden.
Kritik an Springer-P7S1-Fusion
Branchen-Experten erwarten die Bekanntgabe der
Verschlüsselungspläne von RTL, ProSieben und Co. kurz vor
Jahreswechsel, nachdem kurz zuvor die Bekanntgabe des
Kartellamt-Bescheids über die angestrebte Fusion der Axel Springer AG
mit der ProSiebenSat.1 Media AG erfolgen soll. Das
Zusammenschlussvorhaben steht allerdings unter keinem guten Stern.
Das Kartellamt hat bereits in einer ersten Stellungnahme erhebliche
Bedenken an der geplanten Fusion geäußert. Die Wettbewerbshüter
befürchten vor allem eine Konzentration auf dem Werbemarkt. Gerade
dem Springer-Blatt "Bild" fällt dabei eine zentrale Rolle zu, es wird
der Wegfall des Substitutionswettbewerbes befürchtet. Ein Blick auf
die Werbeumsätze zeigt: Alleine in 2004 erzielte die
ProSiebenSat.1-Gruppe einen Nettowerbeumsatz von 1,72 Milliarden
Euro, was einem Anteil von 46 Prozent an den Nettowerbeumsätzen aller
TV-Sender entspricht (Quelle: www.kek-online.de).
Interessant: "Bild" als Anwalt der kleinen Leute hat sich bislang
nicht wahrnehmbar zu den Verschlüsselungsplänen der privaten
TV-Anstalten geäußert, obwohl zwischenzeitlich mehrfach Zeitungen
berichteten.
Im Fokus: Marktanteile
Bei der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im
Medienbereich (KEK) läuft ebenfalls ein Prüfverfahren der
Springer-ProSiebenSat.1-Fusion. Zentrales Kriterium für die Zulassung
im Medienmarkt ist, ob durch den Zusammenschluss eine vorherrschende
Meinungsmacht entsteht. Prüfkriterium ist hier der Marktanteil, wobei
25 bis 30 Prozent als kritische Größe gesehen werden. Aber: "Auch
unterhalb der 25 Prozent könnte es kritisch werden, wenn die
Unternehmen in anderen Medienbereichen eine starke Stellung haben",
erläuterte KEK-Geschäftsstellenleiter Bernd Malzanini gegenüber dem
Branchendienst "digitalmagazin" (www.digitalmagazin.info). Auch hier
spielt das Springer-Blatt "Bild" eine wichtige Rolle.
Entgegen der europäischen Entwicklung
Die Umwandlung der deutschen Privatsender von frei empfangbaren
Sendern zu bezahlpflichtigen Angeboten entspricht nicht der
europäischen Entwicklung. Gerade in dem wichtigen britischen TV-Markt
wurde jüngst mit der Freischaltung der BBC-Angebote sowie einiger
ITV-Sender ein Markt für frei empfangbare Programme geschaffen
(FreeSat).

Kontakt:

Redaktion INFOSAT
Holger Crump
Redaktionsleiter INFOSAT

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