Gassen-Vorschlag greift zu kurz - Bessere Versorgungsstrukturen statt neue Kassentarife
Stuttgart (ots)
Die Vertragspartner der Selektivverträge in Baden-Württemberg halten von dem Vorschlag des Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, nichts. Seine Vorstellung, einen günstigeren Kassentarif für Versicherte einzuführen, die sich an einen koordinierenden Arzt binden, greife zu kurz. Zusammen mit der koordinierenden Arztfunktion müssten laut Vertragspartner zwingend besser vernetzte Versorgungsstrukturen einhergehen. Sie zusammen führten zu mehr Qualität und zu sinnvoller Häufigkeit von Arztkontakten. In Baden-Württemberg ist dies bereits seit 11 Jahren Realität, von der die 1,65 Millionen freiwilligen Teilnehmer an der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) der AOK Baden-Württemberg und ihrer ärztlichen Partner und die rund 700.000 Teilnehmer am Facharztprogramm profitierten.
Die Vertragspartner betonen, dass in mittlerweile vier Evaluationen überzeugend belegt sei, dass die angestrebte Lotsenfunktion des Hausarztes in der HZV Realität sei und zu einer umfassend besseren Versorgung mit Überlebensvorteilen speziell für chronisch Kranke führe. Von wissenschaftlicher Seite sei wiederholt bestätigt worden, dass es allein für das Jahr 2016 rund 1,2 Millionen unkoordinierte Facharztkontakte weniger gab. Aktuelle Zahlen aus dem AOK-Facharztvertrag Kardiologie zeigen zudem, dass die Überweisungsquote in diesem Facharztvertrag bei nahezu 100 Prozent liegt, in der Kontrollgruppe der Regelversorgung bei lediglich zwei Dritteln. "In der freiwilligen Alternativen Regelversorgung in Baden-Württemberg kommen Versorgungssteuerung und Versorgungsqualität idealerweise zusammen. Das ist der zielführende Weg zu besserer Patienten- und Ärztezufriedenheit", sagt Dr. Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg.
"Die HZV in Baden-Württemberg und bundesweit ist und bleibt ein Ergebnis fehlender Lösungsstrategien der tradierten ärztlichen Selbstverwaltung für die damaligen und aktuellen Probleme der hausärztlichen Versorgung, das wir gemeinsam gegen viele Widerstände erreicht haben", so Dr. Berthold Dietsche, Chef des Hausärzteverbandes Baden-Württemberg. Zusätzlich entfalten weitere Steuerungsinstrumente ihre Wirkung: Etwa eine einfache Abrechnung mit deutlich höheren Fallwerten durch eine leistungsgerechte Honorierung in festen Eurobeträgen ohne Budgetierung und mit verbindlichen Fortbildungsstrukturen. Dr. Werner Baumgärtner, Vorstandsvorsitzender von MEDI Baden-Württemberg und MEDI GENO Deutschland, ergänzt: "Wir gestalten unsere regionale Versorgung seit Jahren deutlich besser und koordinierter, weil wir sie selbst in die Hand genommen haben. Deswegen liegen unsere Vorschläge für eine Förderung der Facharztverträge per gesetzlicher Vorgaben beim Bundesministerium für Gesundheit, um die Patientenströme besser zu lenken. Um die gemeinsame Patientenversorgung auf Basis besserer Koordination, Kommunikation und Kooperation weiter voranzubringen sind wir als Erste landesweit mit der elektronischen Vernetzung der Praxen gestartet."
Derzeit nehmen 5.000 Haus- und Kinderärzte und 2.500 Fachärzte und Psychotherapeuten an der Alternativen Regelversorgung von AOK Baden-Württemberg, MEDI und Hausärzteverband Baden-Württemberg teil.
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