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Werder Bremen-Presseservice: Interview vor dem DFB-Pokal-Kracher gegen Vize-Meister Duisburg: "Die Träume werde ich meinen Spielerinnen nicht nehmen"

Bremen (ots)

Am Sonntag, 19.10.2008, um 11 Uhr kommt es auf
Platz 12 am Weser-Stadion zu einem ganz besonderen DFB-Pokalspiel. 
Das Frauen-Regionalligateam der Grün-Weißen trifft auf den 
Vize-Meister und Europapokalteilnehmer FCR 2001 Duisburg, der 
voraussichtlich mit vier aktuellen Weltmeisterinnen antreten wird. 
Eine unglaubliche Herausforderung für die jungen Bremer Spielerinnen,
die erst seit dem vergangenen Jahr als Team zusammenspielen. 
WERDER.DE hat vor der Partie mit Trainerin Birte Brüggemann 
gesprochen.
WERDER.DE: Frau Brüggemann, hat man in dieser Woche gespürt, dass 
das "Spiel des Jahres" für die Mannschaft kurz bevorsteht?
BRÜGGEMANN: Das wird nicht das "Spiel des Jahres" sein. Nein, die 
"Spiele des Jahres" waren unsere entscheidenden Aufstiegsspiele im 
Sommer gegen Ratzburg und Niendorf. Mit diesen Partien war alles 
verbunden, mit was wir uns hier seit Monaten intensiv beschäftigen. 
Wenn wir uns da nicht durchgesetzt hätten, wären wir nicht so weit, 
wie wir jetzt sind, hätten nicht diese Mannschaft zusammen, stünden 
nicht in der zweiten DFB-Pokalrunde.
WERDER.DE: Aber ein Spiel gegen ein mit Weltmeisterinnen 
gespicktes Team, das um den Titel mitspielt und in der Bundesliga die
meisten Tore geschossen hat, ist zumindest sehr außergewöhnlich?
BRÜGGEMANN: Ich lasse mich darauf ein, dass es das "Spiel des 
Jahres" für den Bremer Frauenfußball ist. Das ganze Umland hatte in 
den letzten Jahren nicht die Chance, so eine Mannschaft in einem 
Wettbewerbsspiel zu sehen. Es gibt hier ganz wenige höherklassige 
Klubs, es gab seit Jahren kein Länderspiel der Frauen hier in der 
Gegend. Und jetzt ist die Chance da, Frauenfußball auf höchstem 
Niveau live zu sehen. Ich bin sicher, dass da viele von außerhalb 
einen Sonntagsausflug nach Bremen unternehmen werden. Immerhin hat 
fast die komplette Regionalliga aufgrund des Pokaltermins spielfrei.
WERDER.DE: Frauenfußball auf höchstem Niveau, Spaß für die 
Zuschauer - das könnte aber auch eine herbe Niederlage für ihre 
Spielerinnen bedeuten. Freut sich das Team trotzdem?
BRÜGGEMANN: Natürlich ist das für alle von uns ein ganz besonderes
Spiel. Vielleicht haben unsere Spielerinnen nie wieder die Chance, 
gegen solche Gegnerinnen anzutreten.
WERDER.DE: Wie sah denn die Trainingswoche vor diesem Spiel aus? 
Gab es besondere Vorbereitungen?
BRÜGGEMANN:Wir wollen uns natürlich so teuer wie möglich verkaufen
und bereiten uns intensiv auf die Partie vor. Ein großer Schwerpunkt 
in der Trainingsarbeit war das Defensivverhalten. Da werden wir 90 
Minuten gefordert sein. Wir wollten den Spielerinnen aufzeigen, wie 
viel man erreichen kann, wenn man sich noch besser untereinander 
hilft, gegenseitig coacht und jeden Zweikampf absolut konzentriert 
führt. Wir haben unseren Spielerinnen in den Einheiten viele 
Erfolgserlebnisse verschafft, damit sie selbstbewusst in die Partie 
gehen.
WERDER.DE: Gab es schon Kontakt zum FCR Duisburg? Wird es ein 
Essen oder so etwas mit den Verantwortlichen geben?
BRÜGGEMANN:Natürlich haben wir wegen der ganzen organisatorischen 
Sachen mit den Duisburgern telefoniert. Wir haben einigen von ihnen 
Tickets für die Bundesliga-Partie der Profis gegen Borussia Dortmund 
besorgt. Da wird es sicher vor dem Stadionbesuch die Gelegenheit zum 
Gedankenaustausch geben. Mit der Trainerin Martina Voss hatte ich 
keinen Kontakt, weil sie ihren Fokus durch die Europapokalspiele der 
letzten Tage in der Ukraine sicher auch woanders hatte.
WERDER.DE: Bei dem Spiel trifft die beste Bundesliga-Torjägerin 
Inka Grings auf die beste Regionalliga-Torjägerin Nahrin Uyar. Die 
18-Jährige in ihrem Team erfüllt die hohen Erwartungen, die alle 
Experten schon vor der Saison an sie hatten, scheinbar spielend 
leicht. Hatten sie das so erwartet?
BRÜGGEMANN: Ja, ein klares ja. Man muss nur ihre Leistungen im 
letzten Jahr anschauen, da hat sie die Hälfte aller Tore ihres Teams 
geschossen und Jahn Delmenhorst fast im Alleingang vor dem 
Regionalliga-Abstieg gerettet. Bei uns hat sie vom ersten Training an
all das bestätigt. Sie hat einen unglaublichen Torinstinkt und 
Torhunger. Das sieht man in jeder Trainingseinheit. Sie will immer 
treffen. Ich glaube auch, dass es schon ein paar Zuschauer gibt, die 
wegen ihr kommen und die gegnerischen Trainer kennen spätestens nach 
dem Spiel ihren Namen. Sie trifft eigentlich in jeder Partie. Und das
Beste ist, dass sie immer noch erst ein Rohdiamant ist. Wir wollen 
ihr diese Unbekümmertheit, ihre Stärke nicht nehmen, aber sie wird 
lernen, dass ihre individuelle Klasse allein nicht immer ausreichen 
wird, um zum Abschluss zu kommen. Dafür ist das Spiel am Sonntag 
vielleicht schon eine ganz wichtige Erfahrung. Denn gegen 
Nationalspielerin Annike Krahn & Co. wird sie nicht mit zwei Haken 
vorbeikommen und abziehen können.
WERDER.DE: In die Regionalliga sind sie mit dem Team gut 
angekommen, stehen auf Platz zwei. Kann ein Rückschlag am Sonntag 
diesen Rhythmus stören und sich auf die Regionalliga auswirken?
BRÜGGEMANN:Diese Gedanken sind schon da. Ich glaube nicht, dass 
uns die Partie, egal bei welchem Ausgang, im Kopf zurückwirft. Dafür 
kann die Mannschaft ihre Chancen realistisch genug einschätzen. Aber 
die Partie wird uns kräftemäßig etwas abverlangen, das unsere 
Mannschaft noch nie erlebt hat. Nach den 90 Minuten werden einigen 
schon die Oberschenkel schlottern. Wir treten da gegen ein Team an, 
dass fünf Mal in der Woche zusammen trainiert, zusätzliches 
individuelles Kraft- und Stabilisationstraining macht, in der viele 
Spielerinnen zusätzlich vom DFB gefördert werden. Außerdem hat 
Duisburg selbst ein sehr gutes Konzept, in dem die Trainerin mit den 
Studentinnen auch morgens noch mal trainiert. Das wir einfach ein 
Spiel, in dem fast Profisport auf Amateursport trifft.
WERDER.DE: Also haben sie schon Sorgen um die nachfolgenden Spiele
in der Regionalliga.
BRÜGGEMANN:Es kann passieren, dass unsere Spielerinnen die Partie 
noch ein paar Wochen in den Knochen mit herumschleppen, wenn sie über
ihre Grenzen gehen. Und wir müssen schon beachten, dass wir nur eine 
Woche später eine englische Woche haben, die mit einer absoluten 
Top-Begegnung gegen Zweitliga-Absteiger SuS Timmel beginnt. Das wird 
schon eine sehr große Herausforderung. Da dürfen uns nicht so viele 
Leistungsträgerinnen nach dem Duisburg-Spiel wegbrechen. Das müssen 
wir berücksichtigen.
WERDER.DE: Typisch für den Frauenfußball, sind Sie am Sonntag 
wieder in mehreren Funktionen unterwegs: Trainerin, Sportchefin, 
Managerin, Verantwortliche für den Spielbetrieb? Wie läuft der Tag 
ab?
BRÜGGEMANN:Allein kann ich so ein Spiel natürlich nicht 
organisieren, ich habe mir eine Gruppe von Werder-Mitarbeitern 
zusammengesucht, die  ihr Know-How einbringen und mich am Sonntag  
"ehrenamtlich" unterstützen. Soweit sind wir in den Strukturen noch 
nicht, dass wir bei einer solchen Veranstaltung, zu der immerhin bis 
zu 1.000 Zuschauer kommen könnten, auf eine eingespielte Mannschaft 
zurückgreifen können. Ab 9 Uhr besprechen wir uns kurz und jeder 
übernimmt seine Aufgaben. Ab 9.30 Uhr bin ich dann Trainerin, die 
sich voll auf die Mannschaft und das Spiel konzentriert und eine 
Viertelstunde nach der Partie bin ich dann schon wieder 
Organisatorin, die schauen muss, ob alle DFB-Richtlinien eingehalten 
werden, die Quittungen einsammelt und dafür verantwortlich ist, dass 
der Gegner wieder gut nach Hause kommt. Erschwert wird die 
Organisation des Pokalspiels dadurch, dass an diesem Wochenende jede 
Menge los sein wird. Am Sonntag findet ja auch noch das 
Drittliga-Spiel der U 23-Männer gegen Union Berlin statt. Das ist 
einiges für uns zu beachten. Neben Training, Taktik und Aufstellung, 
ging es in den letzten Tagen auch um Fragen rund um Stadionsprecher, 
Toiletten und Absperrband.
WERDER.DE: Auch für die Duisburger war es eine anstrengende Woche,
sie kommen fast direkt aus der Ukraine, wo sie zwei Europapokalspiele
absolvierten. Diese Belastung, vielleicht ein bisschen 
Unkonzentriertheit beim großen Favoriten und die eigenen Pokalgesetze
könnten doch die Außenseiterchancen erhöhen?
BRÜGGEMANN: Erstens werden sie uns nicht unterschätzen, denn sie 
haben mit Martina Voss eine sehr ehrgeizige und sehr professionelle 
Trainerin mit Weitblick, die Erfolg haben will. Zweitens werden 
Personalprobleme ihnen nichts ausmachen, denn sie haben so einen 
Kader, dass sie immer mit einem deutlich besser besetzten Team 
auflaufen können. Richard Golz hat mal gesagt, "wir haben nie an 
unsere Chancenlosigkeit gezweifelt". So kann ich es als Trainerin 
nicht ausdrücken, denn man will natürlich jedes Spiel gewinnen. Aber 
das ist diesmal bei uns eher so, wie ein Lottospieler gewinnen möchte
und sich natürlich immer mal wieder ausmalt, wie es wäre, wenn er 
alles abräumen würde. Natürlich denkt die eine oder andere Spielerin 
mal, wie es wäre, wenn wir den Vize-Meister schlagen oder sie ein Tor
schießen würde. Diese Träume werde ich meinen Spielern nicht nehmen.
Das Gespräch führte Michael Rudolph

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Mediendirektor Tino Polster
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Fax: 0421/43459153

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