Grundgesetzdebatte prägt Wahl zum "Sprachwahrer des Jahres"
Erlangen (ots)
Die Wahl der "Sprachwahrer des Jahres" 2008 steht im Zeichen der Debatte um die Verankerung der deutschen Sprache im Grundgesetz. Zum neunten Mal ruft die Zeitschrift DEUTSCHE SPRACHWELT zur Wahl von Personen, Unternehmen oder Gruppen auf, die sich besonders um die deutsche Sprache verdient gemacht haben. Vorgeschlagen sind Bundestagspräsident Norbert Lammert, die Europaminister Wolfgang Reinhart und Volker Hoff, der Chefredakteur der Braunschweiger Zeitung, Paul-Josef Raue, die Initiative "Pro Deutsche Welle" und der Manufactum-Verlag "Manuscriptum". Die Wahl läuft bis zum 31. Januar 2009.
Lammert hatte die Forderung, Deutsch ins Grundgesetz aufzunehmen, schon 2006 in die politische Debatte gebracht. Europaminister Wolfgang Reinhart, der EU-Sprachenbeauftragte der Länder, unterstützt diese Forderung in einem Beitrag für die neueste DEUTSCHE SPRACHWELT (DSW 34, Seite 3). Reinhart sieht demzufolge in einer Verfassungsänderung "eine Bestärkung unserer Bemühungen gegenüber Brüssel, Deutsch als Arbeitssprache in der Europäischen Union nicht nur rechtlich, sondern auch tatsächlich gleichberechtigt neben Englisch und Französisch zu verwenden." Er warnt vor einer sich verschärfenden "Krise der deutschen Sprache in den Institutionen der EU" und schlägt zahlreiche Gegenmaßnahmen vor. Amtskollege Volker Hoff übergab im April EU-Sprachenkommissar Leonard Orban eine von zahlreichen europäischen Regionen unterzeichnete Erklärung zur stärkeren Verwendung der deutschen Sprache in der EU.
Paul-Josef Raue veröffentlicht in der Braunschweiger Zeitung wöchentlich die beliebte sprachkritische Kolumne "Friedhof der Wörter". Die Mitarbeiter-Initiative "Pro Deutsche Welle" will verhindern, daß das Deutsche beim Auslandssender weiter verdrängt wird. Der Verlag "Manuscriptum" hält an der traditionellen Rechtschreibung fest und vertreibt unter anderem mit dem Mackensen das einzige große Wörterbuch in der bewährten Orthographie. Die Auszeichnung "Sprachwahrer des Jahres" erhielten bisher zum Beispiel die Porsche AG (2007), Kammersängerin Edda Moser (2006), Papst Benedikt XVI. (2005) und der Dichter Reiner Kunze (2002).
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