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Berliner Morgenpost: Kommentar der Ausgabe vom 21. Oktober zum Selbstmordanschlag auf Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan

Berlin (ots)

"Ich brauche Unterstützung und Anerkennung, wenn
ich in den Einsatz gehe ... Die Aufmerksamkeit muss vorher da sein, 
nicht erst, wenn Tote in Särgen nach Hause gebracht werden." So die 
bittere Aussage eines Hauptfeldwebels der Bundeswehr, der 2007 bei 
einem Anschlag auf einem Markt im afghanischen Kundus schwer verletzt
worden war. Zwei seiner Kameraden starben damals. Am Montag wurden 
durch einen Selbstmordanschlag der Taliban wieder zwei 
Bundeswehrsoldaten nahe Kundus getötet. Am selben Tag erschossen 
Taliban-Kämpfer hinterrücks die Mitarbeiterin einer christlichen 
Hilfsorganisation. Wer noch immer meint, mit Brunnenbohren und 
Brückenbauen seien die Taliban zu besiegen und Afghanistan eine 
friedliche Zukunft zu bescheren, der sei auch daran erinnert, dass 
die mit Abstand meisten zivilen Opfer in Afghanistan von den 
Aufständischen getötet werden. Gestern starben bei dem Anschlag gegen
den Bundeswehr-Trupp auch fünf Kinder.
Selbst wenn die genauen Umstände noch zu klären sind, zeigt der 
Überfall einmal mehr, wie gefährlich der Auftrag auch der deutschen 
Soldaten am Hindukusch ist. Die Soldaten wissen darum. Ausschließlich
Freiwillige sind im Einsatz, und sie wurden für den Ernstfall 
ausgebildet. Nur die Politiker, die das Mandat für die riskante, aber
notwendige Mission erteilen, drücken sich um die Realität vor Ort. 
Selbst Regierungsmitglieder tun sich schwer, das Wort "Kampfeinsatz" 
zu gebrauchen, geschweige denn "Kriegseinsatz", der der Wahrheit weit
näher kommt als alle Wiederaufbau- und Unterstützungsrhetorik. Die 
Soldaten, die ihr Leben opfern, damit dem islamistischen Terror der 
Nachschub abgeschnitten wird, haben mehr Respekt verdient. Nicht 
erst, wenn um sie getrauert werden muss.
Indirekt müssen die Soldaten der Isaf-Schutztruppe auch noch 
ausbaden, was in der halbzivilen Polizeiausbildung im Lande bislang 
misslingt. Ein Großteil der Verantwortung dafür lastet wiederum auf 
der Bundesregierung. Sie hat im Rahmen der internationalen 
Aufbauhilfe die Federführung für die Ausbildung der heimischen 
Polizei übernommen. Von den versprochenen 50000 
Sicherheitskräften ist erst die Hälfte trainiert. Und selbst die 
wenig erfolgreich. Die Polizisten haben keine große 
Durchsetzungskraft, wegen schlechter Bezahlung gelten viele als 
korrupt, und nun wird auch noch bekannt, dass festgenommene Kinder 
und Jugendliche Gewalt und Folter ausgesetzt sind. Selbst wenn man 
einräumt, dass der Umgang mit Verdächtigen in einem Land, in dem ein 
langer Bürgerkrieg tobte und noch immer für ein friedliches 
Miteinander gekämpft werden muss, schwerlich mit der Praxis in einem 
anerkannten Rechtsstaat zu vergleichen ist - die Bilanz der deutschen
Polizeiausbildung kommt einem Fiasko nah.
Das Gesamtengagement Deutschlands am Hindukusch wirkt insgesamt 
halbherzig. Entsprechend bescheiden sind die Fortschritte im Lande. 
Das haben die Politiker mit all den auferlegten Selbstbeschränkungen 
mit zu verantworten. Nicht die Soldaten und Polizeiausbilder.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell

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