Alle Storys
Folgen
Keine Story von BERLINER MORGENPOST mehr verpassen.

BERLINER MORGENPOST

BERLINER MORGENPOST: Bessere Kontrolle der Polizei
Kommentar von Christian Unger zu Polizeigewalt

Berlin (ots)

Kurzform: Die Polizei darf Gewalt ausüben. Es ist ihr Privileg in einem Rechtsstaat, zum Glück. Doch aufgrund des Monopols muss die Kontrolle funktionieren. In Deutschland klären Polizisten selbst mutmaßliche Straftaten von Polizisten auf. Das birgt Risiken: Korpsgeist und Kollegialität, aber auch mangelnde Zeit und fehlender Wille behindern die Aufklärung. Was hilft: Zivile Kommissionen müssen Polizeiermittlungen prüfen - weil die Polizei, anders als das Militär, auch eine zivile Organisation ist.

Der vollständige Kommentar: Der jüdische Professor Yitzhak Melamed wurde bei seinem Besuch in Deutschland zweimal Opfer: Erst schlug ihn ein junger Mann, weil er Jude ist. Dann, bei der Verfolgungsjagd im Bonner Hofgarten, hielt die Polizei Melamed für den Täter, riss ihn zu Boden, schlug ihm ins Gesicht. Wer mit Melamed spricht merkt, dass die Gewalt der Polizisten ihn viel stärker verletzt hat als die Attacke des Angreifers. Auch psychisch. Der offenbar brutale und mit Sicherheit unverhältnismäßige Einsatz der Beamten muss eine Warnung an Politik und Polizeiführung sein: Lasst der Gewalt einzelner Beamten keinen Spielraum, Straftaten im Amt müssen knallhart verfolgt werden. Das hat Gründe. Die Polizei darf Gewalt ausüben. Es ist ihr Privileg in einem Rechtsstaat, zum Glück. Doch aufgrund des Monopols muss die Kontrolle funktionieren. In Deutschland klären Polizisten selbst mutmaßliche Straftaten von Polizisten auf. Das birgt Risiken: Korpsgeist und Kollegialität, aber auch mangelnde Zeit und fehlender Wille behindern die Aufklärung. Was hilft: Zivile Kommissionen müssen Polizeiermittlungen prüfen - weil die Polizei, anders als das Militär, auch eine zivile Organisation ist. Polizist zu sein, ist dieser Tage hart. Das Land führt hitzige Debatten über Asyl, Rechtsextremisten marschieren auf, Linksautonome genauso. Die Gesellschaft ist polarisiert. Polizisten stehen mittendrin, doch wird erwartet: Seid neutral! Wer neutral sein will, darf nicht beeinflussbar sein etwa von rechten Ideologen. Die Innenministerien müssen deshalb viel mehr in politische Bildung investieren. Fehler passieren bei der Polizei - so wie es sie in jeder anderen Behörde gibt. Auch Vorurteile und Hass gibt es unter Beamten, so wie es ihn in Deutschland gibt. Die Polizei muss dazu stehen - statt zu warten, bis Fehler nach außen dringen. Denn nicht jeder ist so stark und nicht jeder weiß um seine Rechte als Bürger wie der Professor in Bonn.

Pressekontakt:

BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: BERLINER MORGENPOST
Weitere Storys: BERLINER MORGENPOST
  • 14.07.2018 – 19:26

    BERLINER MORGENPOST: Türen im Kopf geöffnet / Leitartikel von Jörn Meyn zur WM-Bilanz

    Berlin (ots) - Kurzform: Mit den Begegnungen wurden Vorurteile abgebaut: die des Westens von einem Russland, das allein das Gesicht des Despoten Wladimir Putin trägt. Wir haben erlebt, dass die Russen feiern wie wir, dass sie leiden wie wir und dass sie fünf Wochen lang tolle Gastgeber waren. Aber auch die Vorurteile der Russen über die Welt wurden etwas abgebaut. ...

  • 13.07.2018 – 20:51

    BERLINER MORGENPOST: Ungerechte Rente / Leitartikel von Philipp Neumann zur Rente

    Berlin (ots) - Kurzform: Eines bleibt sicher: Die Rente ist ungerecht. Nicht alle, aber doch sehr viele Rentner haben den Eindruck, dass die Geldsumme, die sie jeden Monat von der Rentenversicherung bekommen, ihre Lebensleistung nicht ausreichend würdigt. Daran wird auch der "Rentenpakt" nichts ändern, den Sozialminister Hubertus Heil nun schmieden will. Obwohl der ...

  • 13.07.2018 – 20:48

    BERLINER MORGENPOST: Und alle Fragen offen / Kommentar von Andreas Abel zu BER und Tegel

    Berlin (ots) - Kurzform: Die Politik in Berlin diskutiert das Gutachten, das der Parlamentarische Beratungsdienst des Brandenburger Landtages vor einigen Tagen vorgelegt hat. Es kommt zu dem Schluss, dass Tegel nicht zwingend sechs Monate nach Eröffnung des BER geschlossen werden muss, sondern diese Frist etwas ausgedehnt werden könnte. Vorausgesetzt, Berlin, ...