BERLINER MORGENPOST: Pragmatismus im Untergrund - Kommentar von Joachim Fahrun zum Kompromiss für Obdachlosenschlafplätze in Berlins U-Bahnhöfen
Berlin (ots)
Manchmal hilft es ja, einfach miteinander zu sprechen. So war es auch zwischen der BVG-Vorstandschefin Sigrid Nikutta und der Sozialsenatorin Elke Breitenbach. Nikutta hatte vor einer Weile überraschend verkündet, sie wolle die U-Bahnhöfe nicht länger als Schlafplätze für Obdachlose öffnen.
Die Linken-Politikerin Breitenbach hatte durchaus Verständnis für diese Position, schließlich seien die Verkehrsbetriebe ja nicht für die Betreuung von Obdachlosen zuständig, sondern um Berliner und Touristen von A nach B zu transportieren.
Schließlich siegte aber der Pragmatismus. Denn viele Obdachlose scheuen eben trotz aller Angebote den Gang in die Notunterkünfte. Sie machen draußen Platte, solange es das Wetter irgendwie zulässt. Und wenn es schneit und friert, suchen sie eben Schutz dort, wo es ihnen als erstes möglich ist, also gerne in U-Bahnhöfen. Das kann man beklagen, aber es ist so. Und wenn man für diese Menschen etwas tun möchte, dann sollte man diese Gewohnheiten achten.
Und so ist es folgerichtig, einen Kompromiss zu schmieden. Die Obdachlosen dürfen zwar im Untergrund schlafen, aber eben nur noch dort, wo keine Züge verkehren. Zusätzlich sollen die neuen Schlafplätze genutzt werden, damit Sozialarbeiter die Menschen dort aufsuchen können und ihnen weitere Unterstützung anbieten. Das klingt alles gut und richtig so.
Das wichtigste ist, dass nie wieder Menschen auf Berlins Straßen erfrieren. Verwaltung und Jobcenter sollten dringend Sorge dafür tragen, dass angesichts der Wohnungsnot nicht noch mehr Menschen auf der Straße landen.
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