BERLINER MORGENPOST: Die Rüpel des Westens
Kommentar von Michael Backfisch zu Trump und Johnson
Berlin (ots)
Kurzform: Die USA und Großbritannien galten einst als Leuchttürme unter den westlichen Demokratien. Doch Donald Trump und Boris Johnson sind heute die Rüpel des Westens. Ihre Methoden nähern sich denen der Autokraten im Osten und Süden an. Bis zu Erdogan, Putin, Xi Jinping und Bolsonaro ist es zwar noch ein Stück, aber der Abstand ist geringer geworden.
Der vollständige Kommentar: Was für eine Woche! Das bereits aufgewühlte politische Klima in Amerika und in Großbritannien ist noch aggressiver geworden. US-Präsident Donald Trump und der britische Premierminister Boris Johnson lieferten neue Höhepunkte für Verbalradikalismus, Bulldozer-Denken und das Heruntermachen der politischen Gegner. Washington wird von Trumps Rufmord-Kampagne gegen seinen derzeit größten Konkurrenten erschüttert - den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden. Der Präsident versuchte im Juli, seinen ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj für seine Interessen einzuspannen. Dieser sollte Material liefern, die den früheren Vize von Barack Obama ins Zwielicht setzen. Es ist vor allem Trumps Sprache, die verstört. Den anonymen Informanten, der den Skandal ins Rollen brachte, bezeichnete er als "Verräter". Er rückte ihn in die Nähe von Spionen, mit denen man früher kurzen Prozess gemacht habe. Das ist eine Verbal-Guillotinierung. Eine ähnliche Denkungsart verfolgt der britische Premierminister Johnson. Er will den Brexit durchboxen - koste es, was es wolle. Die fast sechswöchige Zwangspause, zu der er das Parlament vergatterte, ist eine beispiellose Missachtung der gewählten Vertreter des Volkes. Auch Boris Johnson liebt die rhetorische Keule. Den Brexit-Gegnern wirft er "Kapitulation", "Verrat" und "Betrug" vor. Die USA und Großbritannien galten einst als Leuchttürme unter den westlichen Demokratien. Doch Donald Trump und Boris Johnson sind heute die Rüpel des Westens. Ihre Methoden nähern sich denen der Autokraten im Osten und Süden an. Bis zu Erdogan, Putin, Xi Jinping und Bolsonaro ist es zwar noch ein Stück, aber der Abstand ist geringer geworden.
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