Schluss mit Spuk um Geisterhäuser
Kommentar von Thomas Schubert zu leer stehenden Häusern
Berlin (ots)
Kurzform: 21 leer stehende Mietshäuser verrotten nach Senatsangaben in den Bezirken. Einstürzende Gründerzeitbauten in einer Stadt, deren Regierung Mieten deckeln oder gar Immobilien enteignen möchte, sind den Bürgern aber kaum zu vermitteln. Dazu passt, dass Eigentümern von Geisterhäusern jetzt erstmals schmerzhafte Bußgelder drohen - schlimmstenfalls eine halbe Million Euro werden von nun an fällig. Nicht nur Pankow hat das Problem erkannt, sondern auch das Abgeordnetenhaus. Zu lange haben die Verantwortlichen mit stumpfen Klingen gekämpft. Spät greifen sie zum scharfen Schwert. Der Druck, gegen Geisterhäuser vorzugehen, wuchs mit Mieten und den Grundstückspreisen. Berlins Boden war aber immer schon zu kostbar, als dass auf ihm ein Haus verfallen darf.
Der vollständige Kommentar: Geisterhäuser gibt es nicht nur in Kindermärchen, sondern auch auf einem der interessantesten Wohnungsmärkte Europas: im boomenden Berlin. 21 leer stehende Mietshäuser verrotten nach Senatsangaben in den Bezirken. Einstürzende Gründerzeitbauten in einer Stadt, deren Regierung Mieten deckeln oder gar Immobilien enteignen möchte, sind den Bürgern aber kaum zu vermitteln. Gewisse Anreize, mit denen man Eigentümer dazu bewegen kann, nicht genutzten Wohnraum zu vermieten, gab es zwar. Doch die Drohkulisse, die erst nach viel gutem Zureden ein Zwangsgeld vorsieht, war bislang viel zu harmlos. Davon künden die verfallenden Fassaden am Hermannplatz, in Friedenau oder im Komponistenviertel in Weißensee. Dort, nicht weit vom Jüdischen Friedhof, wagt das Bezirksamt Pankow ein Experiment. Baustadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) ließ einen Treuhänder bestellen, der ein Geisterhaus anstelle der untätigen Eigentümerin saniert und vermietet. Die Entschlossenheit, wie sie die Pankower Verwaltung zeigt, kennt man in anderen Bezirken sonst nur beim Ausüben von Vorkaufsrechten. Während der Vorkauf Mieter und Eigentümer entzweit, sendet die Beschlagnahmung von leer stehenden Wohnungen aber viel eher ein versöhnliches Signal an die Gesellschaft. Dazu passt es auch, dass Eigentümern von Geisterhäusern jetzt erstmals schmerzhafte Bußgelder drohen - schlimmstenfalls eine halbe Million Euro werden von nun an fällig. Nicht nur Pankow hat das Problem erkannt, sondern auch das Abgeordnetenhaus. Zu lange haben die Verantwortlichen mit stumpfen Klingen gekämpft. Spät greifen sie zum scharfen Schwert. Der Druck, gegen Geisterhäuser vorzugehen, wuchs mit Mieten und den Grundstückspreisen. Berlins Boden war aber immer schon zu kostbar, als dass auf ihm ein Haus verfallen darf.
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